01.06.2020, 11:46
(15.05.2020, 21:46)Thomas schrieb: „Zu deinem Text später mehr.“
Lieber Thomas,
nun habe ich bis heute abgewartet, ob du eventuell doch noch etwas dazu schreibst, aber ich weiß, dass das eben nicht auf Bestellung geht und so habe ich mich, passend zu Pfingsten, an den Heiligen Geist gewendet und eine Antwort erhalten.
Die Frage war:
1.)
Zitat: .....dass man zuerst Erwachen erfahren muss, um danach die Selbsterforschung zu betreiben?
Und:
2.)
Zitat: Gibt es also immer nur den Weg, der zuerst das IchBin offenbart und dann erst das Ego aufgelöst werden kann, falls es aufgelöst werden wird?!
Antwort:
zu 1.)
Nein, die Selbsterforschung kann jederzeit als spirituelle Praxis ausgeübt werden, wichtig ist dabei nur, dass man nicht in eine Identifikation mit irgendetwas kommt, denn Identifikation ist der Ausgangspunkt der Fragestellung, ohne Identifikation ist diese Praxis nicht nötig, es ist ja immer klar, neti –neti.
Zu 2.)
Ja, erst nachdem die Identifikation mit dem Ego in Frage gestellt wurde kann erkannt werden, dass das, was ich bin, nicht das Ego sein kann.
Auf welche Weise dieses Erkennen stattfindet ist unerheblich, es kann das Advaita typische Erwachen sein, eine außerkörperliche Erfahrung jedweder Art, oder einfach das intellektuelle Erkennen, dass das, was ich beobachten kann nicht ich sein kann, denn da sind der Beobachter und das Beobachtete, also zwei.
Und es gibt noch tausenderlei andere Arten des Erwachens, die nicht alle aufgezählt werden müssen.
Gemeinsam ist all dem nur die eine Erkenntnis, IchBin und dass es nicht möglich ist zu sagen, was ich bin ohne mich zu identifizieren mit dem, wovon ich meine, dass ich es sei.
Da es also eine Lücke gibt zwischen dem, was ich bin und dem als was ich mich benenne, muss es eine Instanz geben, die jenseits des Benannten dem ganzen beiwohnt. (Ich nenne es Anwesenheit.)
Diese Anwesenheit zu erkennen ist Voraussetzung für alles weitere. Das Ego kann ohne diese erkannte Anwesenheit des Ichbin nicht aufgelöst werden.
Was ist dazu jedoch uneingeschränkte Bedingung? Dazu ein Zitat von Nisargadatta als kleiner Pfingsgruß von mir:
Zitat:Das Christentum ist eine Art, Worte aneinanderzureihen, und der Hinduismus eine andere. Das Reale ist hinter und jenseits der Worte, nicht zu vermitteln, nur direkt zu erfahren, explosiv in seiner Wirkung auf den Geist. Es ist leicht zu erreichen, vorausgesetzt man will nichts anderes.
(Nisargadatta Maharaij, Ich Bin - Band 1)
Und das ist es auch schon, absolut NICHTS anderes mehr zu wollen.
...........
Ein paar Jahre war es für mich so, dass ich absolut nichts anderes mehr wollte aber nach dem Erwachen kam dann doch wieder dies oder jenes Wollen in dieses System.
Zum Beispiel wollte ich unbedingt Blumen kaufen.
In diesem Sinne sende ich liebe Pfingsgrüße mit einem Foto von meinem Pfingststrauß:
Herzlichst Kerstin