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Spiritualität und romantische Beziehungen - Druckversion

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RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - ParaDoxa - 04.07.2018

Was ist Liebe?

Z.B.:




RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - ParaDoxa - 10.07.2018

Vielleicht ein wenig sehr viel Harmonie und Verhaltensrichtlinien in der Beziehung, aber ansonsten, recht gut.
Vorallem gefällt mir die Anmerkung, dass (selbstverständlich nicht nur laut Tepperwein) auf gar keinen Fall Jemand Anderes innerhalb der Verbindung etwas verloren hat. Weder Freunde, Familie, noch sonst wer!
Man stelle sich den umgekehrten Fall seit Anbeginn vor, wo dazu noch gewaltsamer Eingriff und lauter Übergriffigkeiten stattfinden und Gift/Negativität gespritzt wird. Gar nicht auszudenken was da passiert.






RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - ParaDoxa - 18.07.2018

Die Kernfusion ist durch Seelenliebe lebbar

DIE LIEBE UND DIE KERNFUSION
Es gibt prinzipiell drei Level von Beziehungen, die sich gut mit bestimmten Kategorien chemischer Reaktionen vergleichen lassen. Achtung! Schamlos laienhafte Erklärung folgt…

1. Einfache Anziehung & Abstoßung zwischen Atomen
Ihr reibt euch ein bisschen aneinander, dann geht jeder unverändert seinen Weg.

2. Die chemische Grundreaktion
Eine chemische Reaktion ist ein Vorgang, bei dem eine oder meist mehrere chemische Verbindungen in andere umgewandelt werden und Energie freigesetzt oder aufgenommen wird. Wasserstoff und Sauerstoff binden sich und daraus entsteht Wasser. Erna und Otto heiraten und so werden aus zwei Singles ein Paar. Diese Bindung bringt also eine neue Struktur hervor, die andere bestenfalls sogar trinken (genießen) können. Also ein erheblicher Mehrwert. Doch im Kern bleiben die Sauerstoff- und die Wasserstoff-Atome immer noch das, was sie sind. Das bemerken sie spätestens bei einer Scheidung.

3. Achtung, Kernfusion!
Ganz anders bei der Kernfusion. Dies ist eine Kernreaktion, bei der zwei Atomkerne zu einem neuen Kern verschmelzen. Das heißt, sie hören auf, in ihrer ursprünglichen. Form zu existieren und kehren auch nie wieder dahin zurück. Bei einer Kernfusion wird eine enorme Menge Energie freigesetzt, von der im besten Fall viele andere Wesen etwas haben. Die Sonne ist ein gutes Beispiel dafür oder Jesus und Magdalena oder Yoko Ono und John Lennon.

Wenn wir Zeuge einer Kernfusion in Form einer Liebesbeziehung werden, könnten wir versucht sein, uns dasselbe naiv für uns zu wünschen. Das ist verständlich, denn wir werden nur herausfinden, wer wir wirklich sind, wenn wir unsere Egos wegschmelzen lassen.

Doch wer will das schon im großen Zeitalter des liberalen Individualismus?!

Nicht jede Beziehung, die an der Oberfläche laut und emotional verläuft, verändert die Beteiligten.

Kernfusion kann sehr still stattfinden.
Kernfusion ist nicht nett. Nicht dramatisch.
Sie ist radikal.
Sie setzt deine volle Leuchtkraft frei.
Sie bringt dich nach Hause.
Doch auf dem Weg dahin kostet sie dich alles.

Also wähle weise.
Und dann ruf deinen Wunsch ins All…

Text: Liebe radikal", Veit Lindau


RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - ParaDoxa - 06.08.2018




RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - ParaDoxa - 17.08.2018

Ich hab nur ein paar Minuten gesehen..............krass





RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - ParaDoxa - 26.08.2018

Transformation durch Liebe und Beziehung

Eine Beziehung ist zunächst einmal nur eine Beziehung. Etwas geschieht, was zwei Menschen zueinander führt - Sex, Verliebtheit, Liebe, Schicksal, was auch immer. Was da passiert, liegt nicht in unserer Hand, es kommt aus dem Ganzen und ist sehr zerbrechlich.
Osho würde sagen: es geschieht, es ist kein Tun oder Machen.

Das zu sehen , ist die erste Voraussetzung für eine gute Partnerschaft. Dabei lässt man die Frage von gut oder nicht gut einfach beiseite. Man ist in einer Beziehung oder Partnerschaft, Ende. Dabei geht es einem manchmal gut und manchmal schlecht, die Beziehung ist manchmal besser und manchmal schlechter.
Die einzige Frage ist: Bin ich noch in der Beziehung?

Verliebtheit hat mit der Beziehung nichts zu tun. Sie ist natürlich die Flamme, die alles in Bewegung bringt, aber das war's dann auch. Liebe und Partnerschaft fangen an, wenn die Verliebtheit schwindet. Manche meinen, dann sei die Beziehung zu Ende, und gehen. Wer so denkt und fühlt, wird nie eine wirkliche Partnerschaft erfahren.

Die Beziehung fängt erst richtig an, wenn wir den anderen in seiner Wirklichkeit sehen.

Dann beginnen die Enttäuschungen, und dann zeigt sich erst, ob wir zur Liebe des Anderen fähig sind oder nur unsere Ideen lieben können und an unseren Täuschungen festhalten wollen. Dann verliebt man sich in die nächste Täuschung.
Das kann auch ein Weg zum Aufwachen sein, wenn man nach zwanzig solcher Verliebtheits- runden darauf kommt, dass die Geschichten sich wiederholen. Man kann das aber auch innerhalb einer Beziehung erfahren, indem man die Enttäuschungen aushält und sich auf den anderen und die Beziehung einlässt, wie er oder sie ist.
Selbstachtung und Selbstliebe
Die Fähigkeit, sich selbst zu akzeptieren, seine eigenen Grenzen zu respektieren und die des Partners. Dem Partner Grenzen zu setzen ist nicht so gut und auch nicht nötig. Wenn ich meine eigene Grenze achte und dies deutlich mache, reicht das. Wenn der andere das dann (dauerhaft) nicht respektiert, muss ich gehen.

Ähnlichkeit in wichtigen Lebensbereichen

Dies sollte eine Beziehung sehr viel einfacher machen- aber viele Beziehungen bestehen aufgrund einer großen und anfangs ungeheuer attraktiven Verschiedenheit.
Das ist nicht so ganz einfach.
Verschiedenheit ist der größte Anziehungsfaktor. Das ist ja eigentlich das, was
Mann und Frau zueinander zieht: dass sie ganz verschieden, ganz anders sind. Der andere ist ein Geheimnis. In der sexuellen Begegnung teilt er dieses Geheimnis mit mir, aber ohne es letztlich preiszugeben. Der Mann kann etwas vom Geheimnis des Weiblichen mitbekommen, vor allem dann, wenn er es nicht ergründen will, sondern der Frau erlaubt, es ihm zu schenken. Wenn er es ergründen will, zieht sie sich zurück. In der Partnerschaft meinen wir oft, den anderen verstehen zu müssen, was nichts anderes bedeutet, als ihm sein Geheimnis zu entreißen. Das geht schief. Der Mann muss das Weibliche und das Geheimnis des Weiblichen achten und es lassen, wie es ist. Für die Frauen gilt natürlich das Gleiche. Dann bleibt die Spannung, dann bleibt immer noch etwas Neues. Die Kunst einerPartnerschaft besteht darin, diese Spannung zu bewahren, aber auch auszuhalten, denn sie ist zugleich auch die Ursache vieler Missverständnisse und Konflikte.

Sex und Leidenschaft

Die glücklichsten Paare haben überhaupt keine Ahnung oder Vorstellung davon, was guter Sex ist oder sein soll. Sie lieben sich einfach, mit und ohne Sex. Anfangs mehr mit, später mehr ohne. Vergleichen vertieft die Abtrennung von dem, was ist.
Natürlich ist Sex wichtig, aber längst nicht so sehr, wie das oft dargestellt wird. Eine Beziehung ist ein lebendiger Prozess mit vielen verschiedenen Phasen. Einige sindleidenschaftlicher, andere kühler. Und die Leidenschaft selbst verändert sich auch. Ein Paar, das 20 oder 30 Jahre zusammen ist, kann nicht mehr so sein wie in den ersten drei oder fünf Jahren. Das wäre lächerlich. Und es würde auch Stillstand bedeuten.

„Solange Sex nur ein unbewusster, mechanischer Trieb in dir ist, ist etwas falsch daran. Wohlgemerkt: Nicht der Sex ist falsch, sondern das Mechanische daran ist falsch. Wenn du etwas Licht und Intelligenz in deine Sexualität bringen kannst, wird sie durch dieses Licht verwandelt. Es wird keine Sexualität mehr sein, sondern etwas ganz anderes, so anders, dass dir kein Wort dafür einfallen wird. Im Osten haben wir ein Wort dafür: Tantra.
Wenn sich Sex mit Intelligenz paart, mit ihr vereinigt, entsteht eine vollkommen neue Energie – und diese Energie heißt Tantra.“
Osho, Philosophia Perennis

Gemeinsame Werte teilen

Eine Beziehung wächst zu einer bewussten Beziehung, wenn beide Partner bestimmte innere Werte teilen, denn wir leben unser Leben entsprechend den inneren Werten, die wir den Dingen beimessen. Werte wie Ehrlichkeit, Freiheit von Egostrukturen, Meditation, Akzeptieren, Frieden, usw. halten die Beziehung auf einer Ebene von tiefer Wertschätzung, in der jede/r sich entspannen kann. Und das beinhaltet das freudige Akzeptieren, dass jeder auch individuelle Werte haben kann, die (noch) nicht beiden gemeinsam ist. Welches sind Deine/ Eure Werte in einer Bezeihung?

Meditation

Zusammensein in Stille. Das tiefere Wesen, die Seele des anderen fühlen, das, was wir wirklich am andern lieben, und das unabhängig von der äusseren Form genau so wirklich ist. Wir erkennen, dass wir im Anderen immer uns selbst begegnen.

Harmonie von Geben und Nehmen

Was heißt das für eine Beziehung? Eine Paarbeziehung ist kein Geschäft.
Zwischen Mann und Frau läuft etwas anderes als ausgeglichenes Geben und Nehmen.

Beide müssen lernen, vorbehaltlos zu geben und zu empfangen, ohne nach einem Ergebnis zu fragen. Die Hingabe ist nicht an den Partner, sie ist an die Liebe selbst.

Eigenständigkeit beider Partner

Die innere Eigenständigkeit ist wichtig. Sie wird heute aber oft mit äußerer Autonomie und Selbstständigkeit verwechselt. Und damit, dass Frauen geben wollen wie Männer.
Dann braucht man keine Beziehung.

Gegenseitige Achtung

Vielleicht das Wichtigste. Das beinhaltet, dass der andere anders ist. Anders, als ichbin, anders, als ich ihn gerne hätte, anders, als ich es mir je hätte träumen lassen. Und dass ich ihn nicht verstehe und darauf verzichte, ihn verstehen zu wollen. Und dass ich darauf verzichte, dass er mich versteht. Wenn ich ihn dann noch lieben kann, wenn die Liebe dann noch fließt - dann kann ich mich nur noch voller Dankbarkeit hingeben.

2 Herausforderungen

Die erste Herausforderung für jede Beziehung, nicht nur für eine Liebesbeziehung, ist es, ganz im Moment zu sein.
Das ist das schwierigste, solange das Ich sich identifiziert und in dem normalen Zustand der Unbewusstheit lebt. Wenn du glaubst, er oder sie machen dich dauerhaft glücklich, wirst du früher oder später herausfinden, dass das so nicht funktioniert. Eine Liebesbeziehung kann hilfreich sein, wenn sie als Teil einer spirituellen Reise verstanden wird. Dann ist sie eine wirkliche Quelle von Selbsterkenntnis und Erfüllung in der Beziehung, die auf Wahrheit und essentieller Verwirklichung beruht.

Die zweite Herausforderung ist die Bereitschaft, alles Abgrenzende, Trennende, und die Barrieren zu der Erfahrung von Liebe und Einheit zu erkennen, denn diese Qualitäten bestimmen den Grad der Erfüllung einer Liebesbeziehung.
Es sind die Erfahrungen von Frieden, Entspannung und Einssein, die jeder in einer Liebesbeziehung wirklich sucht.

Das Ego besteht aus Abgrenzungen und Verletzungen der Vergangenheit.
Wir leben entweder in Angst oder in Liebe.

Das mutige Herz.
Liebe ist auch da, um dir zu helfen, die Schwierigkeiten auszuhalten, anzunehmen
und zu verstehen.

Veetman Masshöfer


RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - ParaDoxa - 31.08.2018

Ob das wohl nicht reichlich herausfordernd ist!?

Hier ist u.a. beschrieben wie ich mir gegenseitige Unterstützung und für einander Dasein in Beziehung vorstellen kann, bzw. ist es das, meine ich, wovon ich hin und wieder mal sprach.
Wie man sieht, hat das nichts mit einer "Mama" und einem "Papa" zu tun.



Die heilende Beziehung: hinter den Spiegeln und Projektionen
2. Juli 2010
Beliebte Artikel, Persönliches Wachstum
19 Kommentare

Spiritualität und Beziehungen – das ging lange Zeit kaum zusammen. Schließlich galt und gilt mönchische Enthaltsamkeit vielen religiösen und spirituellen Strömungen als Voraussetzung für das Wachstum der Seele. Dabei können gerade Beziehungen Orte der Heilung und der spirituellen Weiterentwicklung sein, wenn sie von allen Beteiligten auch so verstanden werden. Das erfordert allerdings die Aufgabe vieler Illusionen, ständige Selbsthinterfragung und die aufrichtige Bereitschaft zu wachsen.
Projektionsfläche der Sehnsüchte

Der Grund, warum die weltliche Liebe und Beziehungen in den meisten spirituellen Traditionen als Hindernis und als Falle betrachtet werden, ist wohl ziemlich offensichtlich: Sie ist es tatsächlich. Denn nichts eignet sich besser als Projektionsfläche für unsere Sehnsüchte und als Fluchtort vor unseren Ängsten als die Liebebeziehung. Dort finden unser Herz und unsere spirituelle Sehnsucht nach Einheit Erleichterung, wir glauben Geborgenheit zu finden, Liebe und Verbundenheit. Dort, in Verbindung mit dem oder der Anderen, fühlen wir uns endlich ganz und heil. Solange er oder sie nur bleibt, spüren wir das Loch in unserem Herzen kaum noch. Und unsere Ur-Angst vor der Einsamkeit löst sich auf in Sex und Umarmung.

Was wir eigentlich in der Tiefe suchen, in unserer Verbindung zu Gott/dem Universum, werfen wir nach außen, projizieren es in den Partner und dieser tut das gleiche mit uns. Und schon sind wir in der Abwärtsspirale. Nicht nur trennen wir uns damit von uns selbst und unserer eigenen Quelle, es entsteht auch eine höchst unangenehme wechselseitige Abhängigkeit, die Heilung fast unmöglich macht. Wir brauchen unseren Partner plötzlich, wir sind abhängig geworden. Und was wir brauchen, müssen wir sichern, und was wir sichern wollen, müssen wir kontrollieren.

Immer wieder werden unsere Wunden aufgerissen, und solange wir die Projektion nicht zurücknehmen, läuft die Beziehung in einem Hamsterrad aus Vorwürfen, Forderungen, Angst, Wut, Trauer, Enttäuschung, Eifersucht, Liebesentzug und Verzweiflung.
Schmerz als Einladung und Weckruf

Über kurz oder lang, nach einigen Beziehungen und nicht selten auf schmerzhafte Weise erfährt wohl jeder, dass es einfach nicht funktioniert. Gerade wenn in mehreren Beziehungen die gleichen Probleme immer wieder auftauchen, dämmert einem langsam, dass es vielleicht etwas mit einem selbst zu tun hat. (Außer man glaubt, alle Männer/Frauen wären irgendwie komisch). Man beginnt die Muster zu erkennen, in denen man sich selbst gefangen hält, erkennt wie aussichtslos, lächerlich und zerstörerisch sie eigentlich sind.

Dies ist der Beginn einer Reise, während welcher nach und nach alle Projektionen ins Selbst zurückgeholt werden, die Verantwortung wieder übernommen wird und wirkliche Heilung endlich geschehen kann. Aus dem Schmerz wird nicht mehr in den Angriff gestürmt oder das leidende Opfer gemimt. Schmerz wird auf einmal zu einem untrüglichen Signal: „Hier bin ich wieder auf etwas gestoßen. Und auch wenn ich es gerne glauben würde: Es ist nicht dort draußen.“ Immer mehr erkennen wir: Wann immer es wehtut, sind wir auf eine Projektion, eine Lüge oder eine unverarbeitete Wunde gestoßen. Wann immer es wehtut, lädt uns der Schmerz ein, weiterzugehen, zu wachsen, eine neue, tiefere Ebene der Beziehung zuzulassen.

Beziehungen sind aus spiritueller Sicht nichts als Heilräume, sie bringen Herausforderungen in unser Leben, spiegeln uns unsere Wunden, geben Gelegenheit zu wachsen und legen offen, wo wir uns selbst belügen. Unsere Traumgebilde vom immer währenden Liebes-Glück sind nicht nur offensichtlich realitätsfern, sie verdecken auch die Sicht auf das, was Beziehungen wirklich sind: spirituelle Praxis. Die Beziehung ist ein Lehrer, ein Guru durch sie wirkt die Evolution unserer Seele. Aber damit sie so wirken darf, müssen wir sie sehr viel bewusster leben, unsere Wahrnehmung hinterfragen und vor allem: wirklich zur Heilung bereit sein.
Von Projektionen und anderen Wahrnehmungsstörungen

Projektionen und Spiegelung Projektionen sind eine Art Schutzmechanismus unseres Egos, durch sie verteidigt es seine Strategien und Muster, seine Lügen und Illusionen gegen die Realität. Es ist meist sehr einfach zu erkennen, wann andere projizieren, aber zu Beginn fast unmöglich, die eigenen Projektionen zu durchschauen. Denn von innen sieht die Illusion dummerweise aus wie die Wahrheit. Und die Projektion zu hinterfragen, heißt oft, die eigene Wahrnehmung insgesamt, einen guten Teil des eigenen Realitätskonstrukts und obendrein noch die Selbstwahrnehmung gründlich in Frage zu stellen. Ein Schritt, der eine außerordentliche Bewusstheit erfordert.

Wenn wir projizieren, tun wir dies immer in der vollen Überzeugung, die Wahrheit zu sehen. Mehr noch, es scheint uns so offensichtlich die Wahrheit zu sein, so außer jeder Frage, dass es uns jahrelang nicht in den Sinn kommen mag, was wirklich abläuft..Es ist glücklicherweise recht einfach zu erkennen, wann wir projizieren: Wenn wir aus einer Sichtweise lediglich Information gewinnen, könnte es sein, dass wir die Wahrheit sehen. Wenn es uns jedoch emotional trifft, wenn wir unseren Finger ausstrecken und urteilen, wenn wir in die emotionale Reaktion gehen, handelt es sich fast sicher um eine Projektion.

Das zu erkennen kann eine erschütternde Herausforderung sein: „Wie kann das eine Projektion sein? Wie ist es möglich, dass das mein Zeug ist und nicht seins/ihrs?“

Der Partner ist nur ein Spiegel, der uns unsere nächste Lernaufgabe spiegelt. Immer. Es ist daher sicher die günstigste Taktik, den anderen auch so zu betrachten und in allen Situation zuerst aufrichtig bei sich selbst zu schauen. Denn was immer wir außen ablehnen, ist auch ein Teil von uns, einer, den wir vielleicht nicht sehen wollen, den wir noch integrieren müssen, mit dem wir nicht in Frieden sind. Das zornige, verletzte Kind in uns, dass wir im anderen so sehr ablehnen, braucht Raum und Liebe um zu heilen – so abgedroschen das auch klingen mag. All diese Aspekte müssen aus dem Schatten treten und einmal wirklich da sein dürfen – dann werden sie sich auch gerne in etwas Größeres verwandeln.


Die heilende Beziehung

Beziehungen
Eine Beziehung von zwei bewussten Menschen, denen all dies klar ist, birgt ein immenses Potenzial zur Heilung. Aber sie verlangt mehr von uns, als es auf den ersten Blick scheint.

Die grundsätzliche Illusion der Sicherheit, einer der Hauptgründe, warum wir Beziehungen überhaupt so sehr brauchen, hat keinen Platz in einer heilenden Beziehung. Loyalität, Freundschaft, Verlässlichkeit – all dies ja, aber keine Illusionen mehr, mit all ihren Besitzansprüchen, den Kontrollbedürfnissen und der gegenseitigen Sabotage. Heilung kann nur geschehen in einem Raum von Freiheit, in dem jeder authentisch sein darf, wer er oder sie ist. So selbstverständlich das in der Theorie klingen mag, so schwierig ist es oft zu leben. Und bei Freiheit geht es hier nicht um freie Liebe und wahllosen Sex, sondern darum, den anderen in keiner Weise kontrollieren zu wollen, ihm den Raum zur Entfaltung zu geben, ihn blühen zu lassen. Darum, jede Sekunde die Entscheidung füreinander neu zu treffen.

Eine heilende Beziehung verlangt von beiden Partnern vollständige Bewusstheit über Projektionen und ein ständiges Hinterfragen. Sie beinhaltet die Verabredung, immer zuerst bei sich selbst zu schauen – vor allem dann, wenn es am meisten weh tut. Sie verlangt von beiden, dass der andere gehalten werden kann, wenn er in Projektionen versinkt – eine Aufgabe die große Integrität und Sensibilität erfordert, denn oft sind die Projektionen mir sehr viel Emotion aufgeladen. Beide Partner müssen den jeweils anderen vollständig als Therapeut und Lehrer anerkennen, müssen es lernen zuzugeben, wenn sie projizieren und bereit sein, Hilfe von ausgerechnet der Person anzunehmen auf die sie eigentlich projizieren. Totaler Respekt, tiefes Mitgefühl und bedingungsloses Vertrauen sind dafür Voraussetzung. Machtspielchen haben hier keinen Platz, Schwäche und Stärke, Rechthaben und Schuld sind Konzepte, die in einer solchen Beziehung ihre Bedeutung mehr und mehr verlieren.

Die heilende Beziehung erfordert von uns die Kraft und den Mut, hunderte, vielleicht tausende Male über unseren Schatten zu springen. Den Raum und das Herz immer und immer wieder zu öffnen, selbst wenn in uns starke Emotionen wirken und alles in uns nur weglaufen und sich verschließen möchte. Wir lernen, Schwäche und Irrtum zuzugeben, uns mit dem Schmerz zu zeigen, hierzubleiben, alles hineinzulegen in das Feld des Vertrauens, dass wir mit dem Partner kreieren. Und wir lernen auch uns nicht mehr selbst zu beschränken, unsere Stärke bedingungslos zu leben, unsere Wahrheit zu sprechen. Wenn das gelingt, geschehen Wunder.


Heilung der Polaritäten

Ich glaube, wir leben in einer Zeit der Heilung von Polaritäten. Einer Heilung des männlichen und weiblichen Prinzips und der Art wie diese sich in unserem Inneren und in unseren Beziehungen begegnen. Ich bin überzeugt, dass Beziehungen nun zunehmend eine wichtige transformierende Wirkung haben, dass sie zu Orten der Spiritualität werden.

Jahrtausende an Wunden in diesem Bereich warten nun darauf, geheilt zu werden und Raum für etwas Neues zu machen. Das Auftauchen von erleuchteten Beziehungen rund um den Globus wird ziemlich sicher eines der vielen untrüglichen Zeichen sein, dass gerade ein großer Wandel im Gange ist. Diese Beziehungen könnten Geburtsort werden für eine tief geerdete Spiritualität – eine Spiritualität die wir miteinander leben. Und sie sind der Lernraum für Kinder, die so eine ganz andere Qualität des Umgangs miteinander miterleben können als die Meisten von uns. Kinder, die in Offenheit, Transparenz und Liebe aufwachsen dürfen.


David Rotter

https://www.sein.de/die-heilende-beziehung-hinter-den-spiegeln-und-projektionen/ 


RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - Thomas - 03.09.2018

Sehr sehr gut. Kommt bei mir genau zum richtigen Augenblick, danke.


RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - ParaDoxa - 03.09.2018

Guten Morgen, lieber Thomas,
gern, das freut mich sehr.

Und mir tut es grad gut eine vertraute "Stimme" hier zu lesen. Hab ja auch immer wieder mal so meine Baustellen.


Unser damaliger Disput tut mir im Übrigen grad sehr leid. Ich schätze dich sehr, deine Sanftmut, dein Verständnis, deine klaren intelligenten, weisen Posts die du all die Jahre brachtest, deine Hilfsbereitschaft und Unterstützung, wenn man sie braucht, genauso wie dein großes Herz mit der Fähigkeit verzeihen zu können und oftmals auch gelassen zu reagieren. Genau so hab ich dich gleich zu Beginn im WIR erlebt - du tatest mir neben Anderen damals echt gut, als ich noch so verzweifelt auf der Suche war wie du auf mich eingingst, mit deiner ruhigen und liebevolle Art.....ach ja, und dein Humor, so schön auch.

Danke!


RE: Spiritualität und romantische Beziehungen - Thomas - 04.09.2018

Danke für deine freundlichen Worte.