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Warum das Gehirn nichts speichert - Oneisenough - 05.04.2016

Warum das Gehirn kein Speicher ist und über eine solche Funktionalität nicht verfügt

Die moderne Gehirnforschung ist bis heute überzeugt, dass das Gehirn ein Speicherorgan ist. Es wird behauptet, dass die dem Gehirn zugeführten elektrischen Sinnesreize sowie die sogenannten Neurotransmitter, das sind chemische Botenstoffe in Form von Derivaten von Aminosäuren sowie Oligopeptiden, als die Speicherungen aller sinnlich/sensorisch/kognitiven Qualitäten verstanden werden müssen.

Wenn das stimmt, dann müssten sämtliche Sinneswahrnehmungen, die man jemals in seinem Leben gemacht hat und an die man sich mehr oder weniger erinnern kann, in einem ständigen und kontinuierlichen Feuern von Neuronen (Nervenzellen) bemerkt werden können. Das heißt, im Gehirn müsste es nur so wimmeln von Neurotransmitttern. Und zwar um so mehr, je älter man wird, weil die Anzahl der Wahrnehmungen zunimmt.

Aber wie oft man ein Gehirn auch untersucht, man stellt nichts derartiges fest. Ganz im Gegenteil. Die Neurotransmitter werden immer erst bei einem Wahrnehmungsvorgang oder bei einer Erinnerung oder Vorstellung erzeugt. Wo waren die Erinnerungen vorher, wenn es doch die Neurotransmitter und die elektrischen Signale sein sollten, die sie repräsentieren?

Um die Ereignisse seit der Geburt sowie alle damit verbundenen Sinnesreize und gedanklichen Prozesse 1:1 zu speichern, dürfte es keinen Moment geben, in dem die Neuronen zu feuern aufhören. Doch genau das tun sie.

Alle Gehirnforscher dieser Welt stellen beim versuchten Nachweis über eine Speicherung übereinstimmend fest, dass Nervenzellen immer nur dann aktiv werden und dass Neurotransmitter immer erst dann ausgeschüttet werden, wenn es zu einem Erinnerungsvorgang oder zu Vorstellungen kommt. Vorher nicht.

Der Grund, dass diese Experten daraus nicht schlußfolgern, dass das Gehirn unmöglich ein Speicherorgan sein kann, liegt in der Tatsache, dass diese Leute ihren Status quo aufrecht erhalten müssen. Die Idee, dass das Gehirn ein Speicherorgan ist, ist durch ständige Wiederholungen derart gefestigt, dass jeder, der etwas anderes behauptet, als Spinner erklärt wird. Es muss unbedingt der Status Quo aufrecht erhalten werden, damit die Forschungsgelder weiter fließen. Wenn ein Forscher behauptet und wie aufgezeigt, nachweisen kann, dass im Gehirn tatsächlich nichts gespeichert wird, dann hat er seinen Anspruch auf Rente verwirkt. Er wird aus der Gemeinschaft Derjenigen ausgeschlossen, die den Status Quo aufrecht erhalten.

Der wahre Grund, warum das Gehirn kein Speicherorgan sein kann, weil es überhaupt keiner Speicherung von irgendetwas bedarf, erklärt sich aus folgender Tatsache:

Jede Sinneswahrnehmung, ausnahmlos, kann nur im sogenannten zeitlichen Jetzt gemacht werden. Und keine Sinneswahrnehmung verliert diesen Eindruck jemals. Denn die sogenannte 1:1-Speicherung einer Sinneswahrnehmung muss zwangsläufig auch dieses zeitliche Jetzt beibehalten, weil es sonst keine 1:1-Speicherung wäre.

Das bedeutet: Jede Sinneswahrnehmung, ausnahmslos, beinhaltet diesen zeitlichen Jetzt-Aspekt, den es niemals verlieren darf oder der verändert werden könnte. Denn es gibt nunmal keine Sinneswahrnehmungen, die man im Gestern oder Übermorgen machen kann, sondern stets nur im zeitlichen Jetzt. Um es anschaulich zu sagen: Alle jemals gemachten Sinneswahrnehmungen befinden sich zeitlich gleichberechtigt ”nebeneinander“.

Doch weil der Aufmerksamkeitsfokus nicht ständig auf jede Sinneswahrnehmung gerichtet bleiben kann, wird der Fokus bei dem Vorgang des Erinnerns zwangsläufig über jene Wahrnehmungen geführt, die aus dem Fokusbereich verschwunden waren. Dieses Bewegen des Fokus führt zwangsläufig zu einer Reihenfolge von im Jetzt gemachten Sinneswahrnehmungen, die eine scheinbare Kontinuität erzeugen, die wir Zeit nennen.

Ohne eine solche Bewegung des Fokus ist er immer auf eine ganz bestimmte Wahrnehmung, einen ganz bestimmten Denkvorgang, eine ganze bestimmte Erinnerung oder Vorstellung gerichtet (oder auch nicht), und sie erscheint, wie sollte es anders möglich sein, als Erinnerung, die man nur im Jetzt erleben kann, als Vorstellung, die man nur im Jetzt machen kann.

Das heißt: Die Erinnerungen (Sinneswahrnehmungen und Denkvorgänge) haben ihren zeitlichen Jetzt-Aspekt korrekterweise niemals verloren.

Und genau das zeigt sich im Gehirn. Nur dann, wenn eine Erinnerung oder Vorstellung benutzt wird, werden die zur Umsetzung dieses Vorgangs notwendigen Neurotransmitter und elektrischen Signale erzeugt. Vorher nicht. Das wird bei allen Experimenten an den Gehirnen von Probanden übereinstimmend in der Welt beobachtet.

Das Gehirn ist kein Speicherorgan, weil es keiner Speicherung von irgendetwas bedarf, sondern ein Umsetzungstool. Das beste, das ich kenne.

Smarte Wissenschaftler wie die besten Gehirnexperten der Welt, sind nicht davon befreit, dumme Aussagen über das Gehirn zu machen wie jener, dass es ein Speicherorgan ist, obwohl ihre Untersuchungsergebnisse etwas vollkommen anderes zeigen.


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - Oneisenough - 05.04.2016

In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf meinen Beitrag hier:


http://spectrum-sein.de/showthread.php?tid=26 &pid=6207#pid6207


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - Thomas - 06.04.2016

Zitat:Das bedeutet: Jede Sinneswahrnehmung, ausnahmslos, beinhaltet diesen zeitlichen Jetzt-Aspekt, den es niemals verlieren darf oder der verändert werden könnte. Denn es gibt nunmal keine Sinneswahrnehmungen, die man im Gestern oder Übermorgen machen kann, sondern stets nur im zeitlichen Jetzt. Um es anschaulich zu sagen: Alle jemals gemachten Sinneswahrnehmungen befinden sich zeitlich gleichberechtigt ”nebeneinander“.

Daraus würde ich schlussfolgern, dass eine im Jetzt auftretende Erinnerung überhaupt nicht gespeichert wurde sondern dass es sich um einen Eindruck handelt, der als Information bei sich trägt: Das war in der Vergangenheit.
Auf diese Weise entsteht die Illusion einer Kontinuität des zeitlichen Ablaufs, den es aber nicht gibt. Es gibt immer nur ein Jetzt, in dem die Illusion einer Zeitschiene erscheint.

Ein Riesenschwindel, verdammt!


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - ParaDoxa - 06.04.2016

Damit habe ich mich zumindest auf diese Weise noch nicht beschäftigt, habe also keine Ahnung inwiefern das alles so zutrifft, aber eine schöne Erklärung, die du sehr nachvollziehbar und anschaulich beschrieben hast. Thank You


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - Oneisenough - 06.04.2016

@ParaDoxa

You´re welcome! :)

@Thomas

Gut geschlussfolgert!


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - Thomas - 06.04.2016

Das mit dem Gehirn wusste ich noch nicht, danke für die Infos, macht viel Sinn.

Dennoch eine Frage:


Zitat:Aber wie oft man ein Gehirn auch untersucht, man stellt nichts derartiges fest. Ganz im Gegenteil. Die Neurotransmitter werden immer erst bei einem Wahrnehmungsvorgang oder bei einer Erinnerung oder Vorstellung erzeugt. Wo waren die Erinnerungen vorher, wenn es doch die Neurotransmitter und die elektrischen Signale sein sollten, die sie repräsentieren?

Kann man denn sicher sein, dass es nicht so etwas wie inaktive Transmitterbausteine gibt, die eben erst dann feuern, wenn eine Erinnerung abgerufen wird?

Zitat:Das Gehirn ist kein Speicherorgan, weil es keiner Speicherung von irgendetwas bedarf, sondern ein Umsetzungstool. Das beste, das ich kenne.

Wenn ich es richtig weiß, hat so ein Gehirn ca. 100 Milliarden Nervenzellen und die neuronalen Verbindungen unter diesen Zellen übersteigt mit 100 Trillionen die Anzahl der Atome im Universum.

Wofür, beim Papst, werden die dann gebraucht, wenn nicht für die Speicherung?

Nebenbei: Es gibt ja ein sehr ehrgeiziges Projekt, das menschliche Gehirn zu entschlüsseln - also zu verstehen.

Dazu hörte ich einen Forscher sagen: Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit dem Gehirn eines Wurms, das etwa 100 Nervenzellen hat. Es ist uns bisher nicht gelungen, seine Funktionsweise zu verstehen. rolfl


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - Oneisenough - 06.04.2016

@Thomas

So etwas ist niemals beobachtet worden. Die Neurotransmitter in all ihren Variationen, werden erst bei einem sinnlichen Wahrnehmungsvorgang oder einem Denkprozess erschaffen. Bis dahin sind alle Nervenzellen und ist alles Gewebe des Gehirn damit beschäftigt, sich selbst so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.

Übrigens, auch Neurotransmitter und elektrische Signale beinhalten oder transportieren weder die Schönheit eines Sonnenuntergangs, noch irgendein Design, noch den Eindruck von fliessendem Wasser auf der Haut, noch deinen Kumpel, neben dem du auf der Schulbank gesessen hast, noch eine Uhrzeit, noch irgendetwas anderes, als sich selbst.


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - ParaDoxa - 06.04.2016

Also das Gehirn ist für die Speicherung schon (mit) verantwortlich.

Erinnerungen werden z.B. durch Wiederholung gespeichert.

Durch die Wiederholung eines Sachverhaltes bilden sich neuronale Bahnen die wiederum eine mehr oder minder feste Spur in bestimmten Regionen wie des Kurz-btw. Langzeitgedächntnis bilden.
Diese Spur ist dann willentlich abrufbar oder wird durch einen zufälligen Reiz ausgelöst. Also die ganze Erinnerungskette spielt sich dann quasi ab.

Da gibt es also schon feste Bahnen und weniger feste neuronale Verknüpfungen im Hirn.
Die weniger festen werden auch eher wieder vergessen. Also der Zusammenhang ist schon deutlich.

Nur weiß man wohl immer noch nicht wie Bewusstsein zustande kommt.


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - Thomas - 06.04.2016


Dieser Artikel  sagt, dass Erinnerungen in den Verästelungen gespeichert werden, die von einer Nervenzelle abzweigen.


RE: Warum das Gehirn nichts speichert - Oneisenough - 06.04.2016

@ParaDoxa

Es gibt keine Wiederholungen. Jeder Vorgang ist neu und einzigartig und niemals "dasselbe noch mal", auch wenn er einem bereits erfolgten Vorgang ähnelt. Wäre eine Erinnerung an deine Kindheit "dasselbe noch mal", dann müsstest du unverzüglich zu dem süßen, netten Mädchen werden, dass du warst, als du zur Schule gingst.

Tatsächlich musst du dieselbe Sinneswahrnehmung benutzen, die du erschaffen hast, als du ein kleines Mädchen warst und zur Schule gingst. Warum? Weil es keine erwachsene ParaDoxa gibt, die seinerzeit in der Grundschule auf der Schulbank gesessen haben könnte.

Natürlich bist du auch heute noch süß und nett, nur anders halt. :)