PAЯADOXA

Normale Version: Inspirierende Texte
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42
(12.07.2017, 15:00)Thomas schrieb: [ -> ]Beser in Bezug auf was, auf welches Ziel, welchen Maßstab?

Ohje. :-) Für andere und für dich selbst, wenn wir bei den Beispielen im Text bleiben.

(12.07.2017, 15:00)Thomas schrieb: [ -> ]Die Frage ist nur im Hinblick auf mich selbst interessant aber nicht im Hinblick auf jemanden oder etwas, den oder das ich als außerhalb von mir wahrnehme. Eine allgemeine Feststellung darüber, was gut oder weniger gut ist, ist einfach unmöglich.

Doch, die Frage nach der Angemessenheit einer Entscheidung oder einem Verhalten stellt sich nicht wirklich. Nur wenn ich anfange spirituell zu philosophieren....

Darum geht es eben auch ums Konkrete und nicht darum was in einigen Monaten oder in 10 Jahren danach womöglich sein wird. Das ist Esoterik und Konzept für mich, wenn ich danach alle meine zwischenmenschlichen Handlungen ausrichtete. Die Anmaßung (vermeintlich) zu wissen was für einen anderen gut ist, käme noch erschwerend hinzu.

Es geht also ums ganz konkrete Jetzt, außer ich treffe eine Entscheidung die ein bestimmtes Ziel hat, wie Selbstständigkeit, dann muss ich eben noch weiter im Voraus denken/planen/rechnen.
Ansonsten; Ich nehme lieber den Apfel ohne Dellen als den mit. Ich schlage meinem Sohn jetzt lieber keine Ohrfeige fürs Zuspätkommen als es zu tun...usw. (ist ein doofes Beispiel, ich habe meinen Sohn noch nie angerührt gg Smiley )


(12.07.2017, 15:00)Thomas schrieb: [ -> ]Das würde heißen, dass Gedanken nicht konkret sind und nichts bewirken. Für mich sind sie aber das eigentlich Wirkende und die Handlung ist lediglich eine Manifestation in der Form.

Nee, davon dass Gedanken nichts bewirken war nicht die Rede. Ich erklärte doch nur was konkretes Leben meint - nämlich Handlung. Was dem voranging und das Gedanken darin involviert sind ist ja eine andere Sache. Das ist mir auch schon wieder zu abstrakt. Kannst du bei den Beispielen im Text bleiben, dann komme ich da besser mit und wir bleiben beim konkreten ;-) Inhalt des Textes.

Das was du meinst, dass alles ein (mehr oder weniger) "deterministisches" Geschehen und Ergebnis von vorangegangenen innerpsychischen / gedanklichen Prozessen ist, ist eine Sache - und das Paradox ist eben, dass ich dennoch entscheide ob ich mir jetzt einen Kaffee mache oder lieber einen Tee. Bei Letzterem kommen wir wieder auf die ganz KONKRETE;-) Handlungs-und Entscheidungsebene die es in unserem Erleben nun mal auch gibt, und die der Autor zumindest in diesem Artikel meint.
Fb 11. Juli 2016
ParaDoxa

Vergebung ist für mich ein Konzept.
Alle Konzepte behindern den Moment so pur zu erleben wie er sich -frei von Überlagerungen, wie Konzepte, Glaubensätze etc.- zeigt.
Das Wissen darum, dass jede Tat, auch die Unmenschlichste, stets ein Ausdruck des Lebens ist, oder sonstige absolute Wahrheiten, nehmen keinesfalls den Schmerz den Taten/Nicht-Taten aus Kindertagen oder sonst wann auslösen können. Dieses Wissen kann jedoch ein Tor dazu sein, sich nicht weiter in den Geschichten zu verlieren, und stattdessen unmittelbar die Gefühle und Regungen in mir wahrzunehmen und zu fühlen was das Geschehene oder der jeweilige Moment in mir aktuell auslöst.
Dabei entziehe ich den Geschichten meine Aufmerksamkeit und lenke sie stattdessen in den Körper, wo ich bewusst im sog. Spürbewusstsein verweile.
Nun gilt es zu fühlen was geschieht, was auftaucht ohne sich von Gedanken aus dem Körpereleben wegtragen zu lassen. Geschieht dies doch, lenke ich meine Aufmerksamkeit wieder zurück in den Körper. Je mehr Übung man darin hat, desto einfacher funktioniert das.
Ein weiterer Vorteil dabei ist, dass kaum noch Urteile über das was auftaucht und gewesen ist gefällt werden können, u.a. weil die Gedankenaktivität durch das unmittelbare Präsentsein im Körper um ein Wesentliches reduziert ist.
Je nachdem worum es geht, kann es unterschiedlich lange dauern bis etwas vollständig aus dem System entlassen und verarbeitet wurde.
Immer wieder mag es einen äußeren oder inneren Trigger geben der etwas in mir auslöst, dann gilt es eben wieder das eben Besagte bewusst zu vollziehen. Es ist eher ein Sein-und Zu-lassen, als eine übliche aktive Handlungsmethode.
Imgrunde wird nämlich durch das Wiederkäuen bzw. die Identifikation mit den Geschichten (und dem ebenfalls gedanklich konstruierten Ich (darin) ) die Wurzel des ursprünglichen Schmerzes gewisser Maßen umgangen und vermieden. Man ist auf subtile Weise von dem was tatsächlich Hier und Jetzt ist ein Stück weit abgelenkt, in einem Gedankengerüst mit den dazugehörigen ausgelösten Empfindungen gefangen.
So leidvoll dies auch sein mag, ist eben vieles durch besagtes Ich-/Geschichten-Konglomerat, das künstliches Leiden in Form konstruierter -ich nenne sie gern- "Plastik-Gefühle" ausgelöst, weshalb auch einige Therapieverfahren die sich einzig in diesem Modell der Persönlichkeitsstruktur bewegen, häufig zwar durchaus Linderung verschaffen, aber m.E. keine tatsächliche Auf-Lösung bewirken.
Vergebung ist demnach für mich also kein anvisiertes Ziel, sondern wenn dann Resultat. Ein zwangsläufiger Nebeneffekt davon wie ich mit mir und dem Moment umgehe, ihn vollständig zu-lasse.
Im alles Erlauben was Jetzt und Hier ist und auftauchen möchte (und d.h. alles darf sein, nichts muss(!) ) im Präsent-sein im Körper braucht es keinerlei (Vergebungs)Konzepte.
Zumal hier der Körper selbst bestimmt was ansteht und geschehen soll. Welche Vorgänge zur Heilung/Lösung/Ganzwerdung benötigt werden, durch die nun wesentlich freier fließenden Heilkräfte, die ein jeder in sich trägt, und die in der Anbindung und dem Sein (ein Paradox) unserer wahren Natur, und unserer organischen Präsens liegen. D.h. du selbst bist (auch) diese Heilkraft.
Überhaupt habe ich es mir zur Angewohnheit werden lassen, einen Teil meiner Aufmerksamkeit stets im Körper zu belassen (meist im Bauchraum). Das halte ich für sehr empfehlenswert, und garantiert wird einem dabei -so oder so- nie langweilig. :-)

Paripurna

Antwort auf Beitrag #47 um 13:43

Danke Siam,
natürlich kann ich dieser klugen Argumentation folgen.
Mein Verstand ist da ganz im Einklang mit den normativen Vorstellungen einer Wertegemeinschaft, die aus humanistischen Ideen hervorging.

Byron Katie in ihrem Buch – lieben was ist – zeigt wunderbar einen Weg auf, wie man „erwachtes“ Sein und Leben in den Formen in Einklang bringen kann.

Dazu im Widerspruch steht für mich lediglich ein einziger Mensch, den ich – und ausschließlich ihn - als erleuchtet anerkenne.

Und das ist Ramana Maharshi.

Er hat alles Weltliche abgelehnt und sprach ausschließlich (!) über das Selbst.
Ich gehe davon aus, dass er nach dem Erwachen, den anschließenden 20 Jahren Schweigen und insgesamt 60 Jahren Meditation, im Selbst verankert war und irgendwann eben auch Erleuchtung erfuhr.

Für mich liegt ein großer Unterschied in Erwachen und Erleuchtung.

Ramana z.B. besaß nichts, er kümmerte sich nicht um seinen Körper, sondern ließ ihn an Krebs sterben.

Bei dem, was mir in der sogenannten spirituellen Szene begegnet habe ich den Eindruck, dass das Unmögliche, nämlich die Ego Vorstellung einer eierlegenden Wollmilchsau, nun durch die Hintertür wieder in vielen Köpfen und Leben Einzug gehalten hat.

Man möchte ein Leben innerhalb der Bequemlichkeitszone des Egos, gekürt von Erwachen und gekrönt mit Erleuchtung.

Nach meiner Erfahrung kann es jedoch keinen anderen Weg zur Wahrheit geben als die völlige und radikale Abwendung vom Ego.
Es gibt nur ein Konzept, das dies unterstützen kann und dies ist die Art der Vergebung, wie sie im - Ein Kurs in Wundern - aufgezeigt wird.

Hier grad gestern:
http://lektionen.acim.org/de/chapters/lesson-192


Insofern muss ich täglich mit dem Konzept Vergebung arbeiten, weil ich sehe, dass ich weiterhin vom Ego gefangen werde.

Was ich dadurch jedoch ganz genau erkenne ist, wie das Ego agiert und welche Schliche und Tricks es benutzt, um uns immer wieder für sich zu gewinnen.

Die Vorstellungen von humanistischer Notwendigkeit, dem Wissen was gut sei und Wertungen, wie z.b. wenn Sugata schreibt – es nervt ihn - gehören unbedingt dazu.

Alles, was mich – also das Ego nervt, benutze ich postwendend dafür, um mich in radikaler Vergebung zu üben.

Dann bete ich auch – Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen.

Mit diesem Kelch meine ich dann aber das Einsteigen auf die Vorschläge des Egos und damit des Analysierers, wie man der, im hier und jetzt auftauchenden Situation, entkommen kann.

Und wir wissen nicht, ob es das war, was Jesus am Kreuz betete.

Ich für meinen Teil kann mir gut vorstellen, dass Jesus sich an den Vater wendete im Ansinnen, ihn von seinem menschlichen Bedürfnis einen Ausweg zu suchen, zu verschonen. Dass er also nicht betete, dass die Last des körperlichen Schmerzes an ihm vorübergehen soll, sondern dass er darum bat, diesen Ausweg nicht (!) in Gedanken zu suchen.
Denn das erzeugt Leiden. (wie wir alle wissen)
Die Idee, dass wir einer Situation entrinnen können, müssen oder sollen.

So wird das ganze Spiel am Laufen gehalten und der Traum mit jeder neuen Haltung zu dem, was Menschen Leben nennen, in eine Art Realität gedacht (!)

Für mich ist das alles erscheinende Traumqualität und unterscheidet sich nicht von der Traumqualität im nächtlichen Traum.

Wenn man sich aber lange genug auf das Selbst ausrichtet, verlieren solche Realitätsvorstellungen an Kraft.

Dann wird man in eine Art Wunderland getragen, das unbeschreiblich ist.

Mich jedenfalls dürstet es nach keiner anderen Qualität des Seins.
Wer das einmal erlebt hat, möchte einfach nur noch hOMe SEIN :-D

Andererseits ist mein Ego sehr stark.
Soeben sah ich einen Film im Fernsehen – die Frau in Gold – und ich war total absorbiert von all dem Geschehen im Film.
Mein Ego belohnt diese Art der Ablenkung von der Wahrheit damit, dass es sich so anfühlt als hätte ich mich entspannt.
Was sich in Wahrheit entspannt hat ist mein Ego, weil es daran interessiert ist sich an Illusionen zu berauschen.
Nichts falsch daran, nur ist mir klar, dass es eben permanent geschieht, dass man in den Traum zurückgeht.
Und ich meine eben, wer nicht einzig und allein, immerzu auf die Wahrheit des Selbstes hinweist und sich ihm hinwendet, der ist in den Traum zurückgegangen und hat für mich den Traum realisiert und eben nicht die Wahrheit.

Und natürlich ist auch daran nichts falsch aber auch nichts richtig.

lieben Gruß erstmal wieder sendet Kerstin
(12.07.2017, 21:44)Paripurna schrieb: [ -> ]Insofern muss ich täglich mit dem Konzept Vergebung arbeiten, weil ich sehe, dass ich weiterhin vom Ego gefangen werde.

Bei mir funktioniert das in der Hingabe an das Selbst/Nichts/wahre Natur/oder wie immer genannt. In dieser Hingabe löst sich dann alles von Selbst, mit großem S. Gedanken tauchen da kaum und/oder verlangsamt auf oder nur wie vorüberziehende nicht aufgegriffene oder nur sehr kurz aufgegriffene Nebelschwaden.


(12.07.2017, 21:44)Paripurna schrieb: [ -> ]Alles, was mich – also das Ego nervt, benutze ich postwendend dafür, um mich in radikaler Vergebung zu üben.

Ja, kann man machen, wenn man will. Wenn mich der Nachbar nervt, dann gehe ich rein schließe die Tür und schon nervt nichts mehr. ;-))

(12.07.2017, 21:44)Paripurna schrieb: [ -> ]Die Idee, dass wir einer Situation entrinnen können, müssen oder sollen.
(12.07.2017, 21:44)Paripurna schrieb: [ -> ]Mit diesem Kelch meine ich dann aber das Einsteigen auf die Vorschläge des Egos und damit des Analysierers, wie man der, im hier und jetzt auftauchenden Situation, entkommen kann.

In meinem Text brauchst du dem Hier und Jetzt nicht entkommen.
Und was die äußeren Situationen angeht, da kann man sich nach Tolle richten:

Akzeptieren - verändern - verlassen.


(12.07.2017, 21:44)Paripurna schrieb: [ -> ]Wenn man sich aber lange genug auf das Selbst ausrichtet, verlieren solche Realitätsvorstellungen an Kraft.

Dann wird man in eine Art Wunderland getragen, das unbeschreiblich ist.

Mich jedenfalls dürstet es nach keiner anderen Qualität des Seins.
Wer das einmal erlebt hat, möchte einfach nur noch hOMe SEIN :-D

Ja, genau das ist doch wunderbar. :-)



(12.07.2017, 21:44)Paripurna schrieb: [ -> ]Andererseits ist mein Ego sehr stark.
Soeben sah ich einen Film im Fernsehen – die Frau in Gold – und ich war total absorbiert von all dem Geschehen im Film.
Mein Ego belohnt diese Art der Ablenkung von der Wahrheit damit, dass es sich so anfühlt als hätte ich mich entspannt.
Was sich in Wahrheit entspannt hat ist mein Ego, weil es daran interessiert ist sich an Illusionen zu berauschen.

Ich finde du siehst das viel zu eng. Erlaube dir doch den Genuß in einen Film einzutauchen und bewerte es nicht -schon gar nicht so streng. Ich finde das völlig ok, wir bleiben Genußmenschen. An Genuß ist nichts verkehrt, schon gar nicht wenn man ansonsten im Sein ruht. Also, lebe und erfreue dich daran, wäre meine Meinung dazu.


(12.07.2017, 21:44)Paripurna schrieb: [ -> ]Und ich meine eben, wer nicht einzig und allein, immerzu auf die Wahrheit des Selbstes hinweist, der ist in den Traum zurückgegangen und hat für mich den Traum realisiert und eben nicht die Wahrheit.

Nö, wieso sollte er das tun? Er ist doch kein Guru der gerade vor Schülern spricht. Ich gab ja bereits eine Erklärung dazu ab.
Für mich hat der mittlerweile eine andere/erweiterte Perspektive. Das Selbst ist immer und stetig in seinem Gewahrsein enthalten. Hört man auch von einigen anderen Realisierten.

Ich mag mich aber nicht darüber streiten wer ihn für realisiert hält oder nicht, da kann jeder seine Meinung haben. Für mich ist er das jedenfalls ganz sicher.
Es kursieren halt auch die komischsten Vorstellungen darüber.
(12.07.2017, 22:01)ParaDoxa schrieb: [ -> ]Ich finde das völlig ok, wir bleiben Genußmenschen. An Genuß ist nichts verkehrt, schon gar nicht wenn man ansonsten im Sein ruht. Also, lebe und erfreue dich daran, wäre meine Meinung dazu.

Eine Erbse, zwei Erbsen.... 7 Erbsen.
Gestern waren es doch noch 8 Huh
Nochmal: Eine Erbse, zwei Erbsen.....


Wir bleiben Genussmenschen?
Was ist ein Genussmensch und ist es gleichgültig, woher wir Genuss beziehen?

Ich sage es mal krass: Jeder Genuss, der nicht aus dem Selbst kommt, ist ein Verrat am Selbst und eine Investititon in Illusionen. Deine Investitionen wirst du lieben und wirst dadurch deinen Illusionsschatz vermehren. Die Folgen können leicht beobachtet werden. Mehr, mehr, mehr..... aber ohne je zufrieden zu sein.

Zitat:An Genuß ist nichts verkehrt, schon gar nicht wenn man ansonsten im Sein ruht.

Wenn man im Sein ruht, wird kein Genuss irgendwie für dich attraktiv sein, weil das Sein alles hat, was du brauchst und selbst ein Genuss ist, wie er größer nicht sein kein. Dieser Genuss kann auch in keiner Weise mit dem Genuss verglichen werden, den dir ein Film oder irgendetwas anbieten kann.
(13.07.2017, 10:47)Thomas schrieb: [ -> ]Wir bleiben Genussmenschen?
Was ist ein Genussmensch und ist es gleichgültig, woher wir Genuss beziehen?

Nein, wenns zur Verdrängung dient oder anderen schadet, dann natürlich nicht. Aber genießen hat eben nicht zwangsläufig mit Verdrängung zu tun. Genießen ist schön und erlaubt. ;-)

Genußmensch bedeutet soviel wie, dass wir weiterhin gern etwas genießen.


(13.07.2017, 10:47)Thomas schrieb: [ -> ]Ich sage es mal krass: Jeder Genuss, der nicht aus dem Selbst kommt, ist ein Verrat am Selbst und eine Investititon in Illusionen. Deine Investitionen wirst du lieben und wirst dadurch deinen Illusionsschatz vermehren. Die Folgen können leicht beobachtet werden. Mehr, mehr, mehr..... aber ohne je zufrieden zu sein.

Sorry, sowas kenne ich nicht mehr. Das ist sehr viele Jahre her, dass ich so gertrieben war und mich an Äußerlichkeiten suchte zu stillen. Das ist ein Zustand in dem die Suche noch kein Ende gefunden hat.




(13.07.2017, 10:47)Thomas schrieb: [ -> ]Wenn man im Sein ruht, wird kein Genuss irgendwie für dich attraktiv sein, weil das Sein alles hat, was du brauchst und selbst ein Genuss ist, wie er größer nicht sein kein. Dieser Genuss kann auch in keiner Weise mit dem Genuss verglichen werden, den dir ein Film oder irgendetwas anbieten kann.

Stimmt, so fühle ich es auch, aber dennoch genieße ich einen Film, ein gutes Gespräch, ein Glaß Wein, einen Saunagang und einiges mehr. Ich erfreue mich einfach an einigen Dingen die mir Spass machen oder einfach gut tun. :-)
Und ja, man ist eben nicht unzufrieden, wenn man gerade einfach nur im Sein ruhend still da sitzt, es fehlt quasi nichts, aber wir sind schließlich auch aktive lebendige Wesen.
Die Leute haben Angst,
große Angst vor denen,
die sich selbst erkannt haben.

Denn sie besitzen eine gewisse Kraft,
eine Ausstrahlung,
eine magnetische Anziehungskraft,
ein Charisma,
das lebendige, junge Leute
aus dem Gefängnis der Tradition herausholen kann.

Einen Erleuchteten kann man nicht zum Sklaven machen
das ist die Schwierigkeit.
Und man kann ihn nicht einsperren.

Jeder geniale Mensch,
der etwas von sich selbst erfahren hat,
ist nicht so leicht zu nehmen;
er wird zwangsläufig Aufsehen erregen.

Die Massen wollen nicht aufgerüttelt werden,
selbst wenn sie unglücklich sind.

Sie sind unglücklich,
doch sie sind an ihr Unglück gewöhnt.

Und jeder, der nicht unglücklich ist,
ist für sie ein Fremder.

Ein Erleuchteter ist am fremdesten in dieser Welt.

Er scheint nirgendwohin zu gehören.
Keine Organisation schränkt ihn ein,
keine Gemeinschaft,
keine Gesellschaft,
kein Land.

~ Osho ~
http://mymonk.de/dalai-lama-erfolgreiche/


Der Dalai Lama fährt keinen Porsche. Trägt keine Goldketten. Statussymbole sind für ihn genauso unwichtig wie Jobs und Titel und Applaus oder die Anzahl an Stunden, die sich jemand im Büro hinter Monitoren runter wirtschaftet.

Aus seinen Lebensregeln und Zitaten aus Interviews und Büchern geht hervor, was für ihn stattdessen einen „erfolgreichen Menschen“ ausmacht.

Der wahre Held kämpft nicht gegen Feinde im Außen, sondern gegen den Ärger und Hass in seinem eigenen Inneren.
Er öffnet seine Arme der Veränderung, aber verliert dabei nie seine Werte aus den Augen.
Er misst seinen Erfolg nicht an anderen, sondern daran, was er für ihn aufgeben musste.
Er will nicht besser sein als jemand anderes, sondern besser als sein früheres Selbst.
Er schafft eine liebevolle Atmosphäre zuhause, denn sein Heim ist das Fundament für sein Leben.
Er weiß, dass ein offenes Herz auch seinen Geist offen hält.
Er folgt nur einer Religion: Mitgefühl.
Er weiß auch, dass Dankbarkeit der Boden für alles Gute ist.
Er nimmt sich jeden Tag etwas Zeit zum Alleinsein.
Er begibt sich mindestens einmal im Jahr an einen Ort, an dem er noch nie gewesen ist.
Er vergisst nie, dass ihn schmerzhafte Erfahrungen stärker und weiser machen können.
Er teilt sein Wissen und seine Erfahrungen, denn das ist ein Weg, unsterblich zu werden.
Er übernimmt die Verantwortung für sein Handeln und geht sorgsam, respektvoll und freundlich mit der Erde und allen Lebewesen um.
Er hilft anderen, und wenn ihm das nicht möglich ist, versucht er, ihnen wenigstens nicht zu schaden.
Er ergreift sofort Maßnahmen, wenn er erkennt, dass er einen Fehler begangen hat.

Wann fühlst Du Dich erfolgreich?

Siehe auch 20 Anzeichen, dass Dein Leben ein voller Erfolg ist (auch, wenn Du Dich nicht so fühlst).
Gewahrsein und Moral


Verschiedene Menschen können in derselben Situation völlig unterschiedlicher Dinge gewahr werden. Man stelle sich eine Gruppe von Museumsbesuchern vor, die alle gleichzeitig ein bestimmtes Gemälde betrachten. Gäbe es Instrumente, mit denen man visuelle Aufzeichnungen von allen Vorgängen in Körper, Geist und Seele der Betrachter machen könnte, dann hätten wir am Ende ein gigantisches Bildmaterial zur Verfügung, bei dessen Auswertung man sich überhaupt nicht vorstellen könnte, dass den individuellen Rezeptionen eine gemeinsame Basis zugrunde lag. Wir hätten es nicht nur mit unterschiedlichen biochemischen Reaktionen in den einzelnen Körpern zu tun, sondern auch mit individuellen gedanklichen Assoziationen und emotionalen Reaktionen.

Hier sehen wir, dass die alte lateinische Definition von Wahrheit als Übereinstimmung des Verstandes bzw. der Wahrnehmung mit den Dingen an ihre Grenzen stößt. Diese Definition trifft allenfalls auf logische Festlegungen zu, nicht aber auf Prozesse. Und da Leben ein Prozess ist, trifft sie auf alles nicht zu, was lebendig ist. Unter den beiden folgenden Voraussetzungen könnte die Definition dennoch Sinn machen. Zum einen müsste die Wahrnehmung projektionsfrei sein, das heißt, sie dürfte über die kategoriale Struktur der sinnlichen Wahrnehmung hinaus nichts in die Dinge hineinlegen, was nicht in ihnen enthalten ist.

Wäre diese Voraussetzung gegeben, dann müssten zum zweiten alle denkbaren und realen Interaktionen zwischen Objekten und betrachtenden Subjekten als wahr gelten. Bezogen auf das Beispiel des Gemäldes wären dann alle Reaktionen und Assoziationen der Betrachter wahr. Es gäbe also ebenso viele Wahrheiten, wie es Betrachter und Interpretationen gibt. Solange es um Kunst geht, würden die meisten dieser Einschätzung wohl zustimmen, entsprechend dem Grundsatz Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Sobald es aber um Moral geht, tendieren die meisten Denker aller Zeiten zu der Auffassung, dass es allgemeingültige Wahrheiten gibt.

Stellen wir uns die oben erwähnte Gruppe vor, wie sie statt eines Kunstwerks eine Hinrichtung beobachtet. Anders als bei der Betrachtung eines Gemäldes werden die Zuschauer unweigerlich mit der Frage konfrontiert, ob diese Hinrichtung eine gute oder eine böse Handlung ist. Wie sie sich entscheiden, wird vor allem abhängen von den Umständen der sanktionierten Tat und von der Haltung zu der Frage, ob die bewusste Tötung eines Menschen prinzipiell böse ist oder nicht. Je nachdem was der Zuschauer über die Tatumstände weiß, und ob er für oder gegen die Todesstrafe ist, wird er bei der Hinrichtung eher Genugtuung, Mitleid oder eine Mischung aus beiden empfinden.

Dabei verdankt er sowohl sein Wissen über die Tatumstände als auch seine moralische Haltung zur Todesstrafe nicht seiner eigenen Erfahrung, sondern Informationen, die er über Dritte bezogen hat. Beide werden als Projektionen die Wahrnehmung der Hinrichtung verzerren, sodass der Zuschauer schließlich nicht den Prozess selbst wahrnimmt, sondern nur was er diesbezüglich denkt und glaubt.

Moralische Grundsätze sind deshalb die größten Feinde des Gewahrseins, weil sie die Wahrnehmung darauf fokussieren, was sein soll und nicht auf das, was ist. Robert Musil weist auf den entscheidenden Punkt hin:

"Moral ist Zuordnung jedes Augenblickszustandes unseres Lebens zu einem Dauerzustand!"
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften - Roman/I. Erstes und zweites Buch, 16. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2002, S. 869

Für den moralisch festgelegten Betrachter einer Hinrichtung ist diese nichts anderes als ein Spezialfall seiner allgemeinen Gesinnung. Da aber im Leben eines Menschen kein einziges Ereignis einem zweiten gleich ist, ist eine solche Ableitung wirklichkeitsfremd. Gewahrsein kann nur dann ein Akt der Selbsterkenntnis sein, wenn es sich nicht von moralischen Prinzipien aushebeln lässt. Dies verdeutlichen auch die ersten vier Definitionen von Gewahrsein, die allesamt mit Moral unvereinbar sind.

Sind moralische Projektionen und Vor-Urteile aber erst einmal vorhanden, dann lassen sie sich ähnlich wie Angst-, Hass- oder Wunschprojektionen nicht einfach über Bord werfen. Der erste Schritt sie zu entschärfen, besteht darin, sie sich bewusst zu machen. Eine Projektion verliert bereits durch ihre bloße Bewusstmachung einen Teil ihrer Kraft. Das hängt damit zusammen, dass dadurch eine Alternative zur unreflektierten und ungebremsten Wirkung der betreffenden Projektion geschaffen wird. Zu wissen, dass man etwas Bestimmtes tut, bietet auch die Möglichkeit, es zu unterlassen.

Zwar ist die Projektion dann noch nicht ganz verschwunden, doch sie kann zumindest aus dem Vordergrund in den Hintergrund befördert werden. Je öfter solche Bewusstmachungen erfolgen, desto mehr verlieren die Projektionen an Wirkung. Gewahrsein als Prozess der Selbsterkenntnis besteht also wesentlich im Bewusstmachen und Abstrahieren von Projektionen.

Kaum eines von Nietzsches Werken hat für so viel Wirbel und Aufregung gesorgt wie sein 1886 erschienenes Buch mit dem Titel Jenseits von Gut und Böse. Es war der vielleicht heftigste Stich aller Zeiten ins Herz der Moral, besonders der christlichen. Auch rund 125 Jahre später befindet sich die überwältigende Mehrheit der Menschen immer noch diesseits von Gut und Böse. Ob man sich diesseits oder jenseits davon befindet, hängt davon ab, ob man dialektisch denkt oder nicht, das heißt, ob man an das absolut Gute oder Böse glaubt oder nicht. Diesen Unterschied möchte ich an einem extremen Beispiel erläutern.

Weltweit dürfte wohl eine überwältigende Mehrheit der Menschen davon überzeugt sein, dass Adolf Hitler ein böser Mensch war, der mehr Unheil angerichtet hat als jeder andere. Angesichts der Millionen Menschen, die seiner wahnsinnigen Politik zum Opfer gefallen sind, kann diese Einschätzung kaum jemanden verwundern. Es ist naheliegend, sich über dessen Gräueltaten moralisch zu empören, doch nicht die Empörung, sondern allein das Verstehen kann verhindern, dass sich Vergleichbares in der Geschichte wiederholt.

Es ist historisch überliefert, dass der junge Adolf von seinem Vater schwer gezüchtigt und gedemütigt wurde. Dessen Tyrannei raubte ihm den Lebensraum, den er als Kind und Jugendlicher benötigt hätte, um ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Schon früh hatte Hitler sich der damals weit verbreiteten Meinung angeschlossen, dass das deutsche Volk durch den Versailler Vertrag geknebelt und gedemütigt worden sei. Nach seinen eigenen Angaben wurde ihm in den Jahren 1907 und 1908 zweimal ein Studium an der Wiener Kunstakademie von einem jüdischen Professor verwehrt. Zu den jahrhundertealten antisemitischen Ressentiments gesellte sich nach der russischen Revolution von 1917 vor allem in Europa ein antibolschewistischer Geist.


Moral erzeugt Gesinnungen und schaltet das Spürbewusstsein aus.
Ein hohes Gewahrsein ist der beste Schutz gegen Gleichschaltung jeder Art.
Foto-Quelle: http://www.h-ref.de/

Vor diesem Hintergrund war es gewiss kein Zufall, dass die Gewinnung von Lebensraum im Osten (einengende Demütigung durch den Vater), die Abrechnung mit den Unterzeichnern der "Schmach von Versaille" (einengende Demütigung des deutschen Volkes durch die Siegermächte) und die Endlösung der Judenfrage (einengende Demütigung durch einen jüdischen Kunstprofessor) später zentrale Punkte der hitlerschen Kriegspolitik wurden. Hätten die vermeintlich Guten wie zum Beispiel das deutsche Volk, das ihm auf breiter Front zujubelte, die Banker, die ihm seine Aufrüstung finanzierten, oder die aus eigenen machtpolitischen Interessen zögerlichen Alliierten ihm nicht den Rücken gestärkt, dann hätte es dem als Kind traumatisierten Adolf niemals gelingen können, als wahnsinniger Führer Unheil über die ganze Welt zu bringen.

Natürlich waren die Zusammenhänge viel komplexer, als meine bewusst pointierte Darstellung vermuten lassen könnte, doch kommt es mir hier nur darauf an zu zeigen, dass es in der Realität kein absolut Gutes oder Böses gibt. Heilsames und Unheilvolles sind - anders als in der Moral - in der Wirklichkeit stets ineinander verwoben. Deshalb verzichtet das Gewahrsein darauf, einzelne Phänomene eines unendlichen Prozesses moralisch zu bewerten, sondern beschränkt sich darauf zu beobachten, welche Prozesse die Phänomene im eigenen Gesamtsystem auslösen und welche Folgen sie für das gesellschaftliche Gesamtsystem haben. Wer auch nur einer schrecklichen Szene aus den nationalsozialistischen Vernichtungslagern gewahr geworden ist, ist gegenüber menschenverachtender Gewalt stärker sensibilisiert als jemand, der sich in einem Geschichtsleistungskurs monatelang mit der nationalsozialistischen Ideologie beschäftigt. Nach meinen eigenen Erfahrungen als Geschichtslehrer habe ich den Eindruck, dass in den Schulen besonders bei der Behandlung dieses sensiblen Themas die Mitte zwischen positivistischer Reflexion und idealisierender Moral fehlt.

Diese Mitte könnte aus einem Gewahrsein resultieren, das die Auswirkungen von menschenverachtender Gewalt sowohl auf das individuelle wie auf das kollektive Gesamtsystem im Auge hat. Immer wieder höre ich von Oberstufenschülern, dass sie das Thema Nationalsozialismus zum Kotzen finden, weil sie stets nur mit Zutaten der reflektierenden und moralisierenden Analyse zubereitete Fertiggerichte wiederkäuen sollen. Sie sind verwirrt, da ihre eigene Lebenswirklichkeit nicht wirklich einbezogen wird und niemand sie fragt, was das Thema mit ihrem individuellen Gesamtsystem macht. So nehmen sie meist nur zum Schein an den künstlichen Scheingefechten im Unterricht teil.

"Die Moral aber ist nur der äußere Schein von Treue und Glauben und der Verwirrung Beginn."
Laotse: Tao Te King, Zensho W. Kopp (Übers.), 1. Aufl. Darmstadt: Schirner, 2005, Kap. 38

Moral stiftet vor allem deshalb Verwirrung, weil sie einen Konflikt erzeugt zwischen unserer inneren Stimme, die uns in jedem Augenblick sagt, was wir tun oder unterlassen sollen, und äußeren Maßstäben, die uns vorschreiben, wie wir uns grundsätzlich verhalten sollten. Während es im Alten Testament noch Zehn Gebote gibt, reduziert Jesus diese in der Bergpredigt deshalb auch auf ein einziges Gebot, das uns auf unsere innere Stimme verweist:

"Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt - das ist alles, was das Gesetz und die Propheten fordern."
Bibelzitate: Die Bibel in heutigem Deutsch, Liechtenstein: Deutsche Bibelgesellschaft, 1994, NT S. 9 f. (Matthäus 7.12)

Wer mehr fordert, möchte mittels der Moral über andere Menschen Macht ausüben, indem er ihnen die Verantwortung für ihr eigenes Verhalten abnimmt und sie auf sich überträgt. Verantwortungsvoll handelt nur, wer seiner inneren Stimme folgt. Moral ist Flucht vor Verantwortung.

http://www.gewahrsein.net/moral
Mystik und Trauma: Die spirituelle Dimension
30. Juni 2017


Mystik und Trauma gehören aus Sicht des Mystikers zusammen. Auch die neuesten Erkenntnisse der Psychologie zeigen, dass es eine sehr starke Übereinstimmung zwischen Mystik, Energetik und Traumatherapie gibt. Tatsächlich wirken moderne Trauma-therapeutische Verfahren und Mystik synergistisch und sind vortreffliche Partner, die sich wechselseitig darin verstärken können, erstarrte Areale zu kontaktieren, kristallisierte Energie – die sich oft in Form von Schmerz äußert – in Bewegung zurückzuführen. Sie sind fähig, die Synchronizität von Körper, Herz und Geist wieder herzustellen und dadurch die Entwicklung des Menschen wieder in Fluss zu bringen.

Von Thomas Hübl

Seit Jahrtausenden gibt es Menschen, die sich mit der Erforschung von Innenräumen und der Natur des Bewusstseins aus einer Introspektion heraus beschäftigen. Viele von ihnen haben dieser Erforschung ihr ganzes Leben gewidmet. Einige dieser Menschen haben, in unterschiedliche kulturelle Gewänder gekleidet, Berichte hinterlassen von durchschlagenden Bewusstseinserfahrungen, -erweiterungen und Erleuchtungserlebnissen. Auch wenn es immer wieder – und manchmal auch zu Recht – kontroverse Annahmen über Religion an sich gibt, so haben doch alle großen Traditionen, ob Zen-Buddhismus, Hinduismus, die Kabbala im Judentum oder andere, einen mystischen Kern.

Und dieser Kern, das wache Bewusstsein, das von Generation zu Generation in der Tradition weitergegeben oder vermittelt wurde – oftmals von Lehrer zu Schüler und Lehrer zu Schüler –, ist wie ein Kabel, das „Elektrizität“ leitet. Eine Bewusstseinskraft, die nur durch Beziehung und Bewegung verstanden werden kann. Dieses Potenzial der Mystik lässt sich für die Bewältigung von Traumata nutzen. Was wir Mystiker oft den ganzen Tag machen, ist ja, als würden wir „elektrische Leitungen“ einziehen und Abflussrohre wieder aufmachen, damit der Fluss in den Bereichen reduzierter Bewegung wieder hergestellt werden kann.

Wir machen also im Prinzip ganz viel energetische Heilarbeit, indem wir den gesamten inneren Bewusstseinskörper wieder so vernetzen, dass das Licht – Licht hier als eine Metapher für Bewusstheit – wieder den gesamten Körper durchfluten kann.
Verkörperte Spiritualität – Integrieren statt abspalten

In der asketischen oder monastischen (mönchischen) Tradition ist die Transzendenz des Egos das Ziel, um zu einem Erleuchtungszustand zu kommen. Für Menschen, die in einer Kultur leben, während sie spirituell praktizieren, braucht es – neben einer tiefen spirituellen Praxis – eine fundierte Schattenarbeit, die sie verwurzelt und die Herausforderungen des täglichen Lebens annehmen lässt. Das mag zunächst paradox erscheinen, doch in meinem Verständnis von einer zeitgemäßen Verkörperungsmystik ist die Transzendenz des Egos und der gesunde Aufbau des Willens kein Widerspruch.

Die verkörperte Spiritualität ist keine „Umgehungsstraße“ für Schwierigkeiten im Leben, sie spaltet Emotionen nicht ab, sondern bezieht sämtliche Gefühle mit ein. Sie ermöglicht eine tiefere Anbindung an Gott (oder wie immer wir eine tiefere Anbindung ans Erwachen für uns nennen) und zugleich eine tiefere Erkenntnis von Kulturarchitektur, also dem Einfluss unseres inneren Bewusstseinsraumes auf unser Kulturerleben. Viele Menschen gehen jahrelang zum Psychotherapeuten, doch bei einigen lösen sich die Grundprobleme nicht auf – gleichsam wie in einigen spirituellen Bewegungen die Schattenthemen nicht adressiert werden, was zu immerwährenden Problematiken führt.

Die Erweiterung der psychologischen Arbeit um die spirituelle, transpersonale Dimension kann die Landkarte der Bewältigungsmöglichkeiten vergrößern und als Ressource für Heilung genutzt werden – und umgekehrt.
Demut und Hingabe statt Schmerzvermeidung

Wir leben in einer Schmerzvermeidungskultur. Für viele Menschen scheint der perfekte Zustand die Illusion zu sein, dass niemand mehr irgendein Anzeichen von Schmerz spürt. Doch genau wie Freude und Leichtigkeit sind auch Probleme, Leid und Schmerz Teile unseres Lebens. Es braucht sogar gewisse Spannungen, um uns weiterzuentwickeln, und es gibt immer etwas, das wir nicht verstehen oder das sich nicht erfüllt. Es kann nicht darum gehen, alle unangenehmen Symptome psychotherapeutisch wegzubehandeln oder wegzumeditieren. Vielmehr müssen wir uns darum kümmern, schmerzhafte Erfahrung zu integrieren, damit wieder mehr Lebensenergie zur Verfügung steht. Gleichzeitig braucht es immer auch Demut, zu wissen: Mein Leben ist eingebettet in eine größere/höhere Dimension, es bleibt verletzlich, und es wird immer Herausforderungen geben, denen ich unterlegen bin.

Auch in der Spiritualität erscheint ja oft die Frage „Ja, wie lange muss ich denn noch praktizieren?“ oder „Wie lange muss ich denn noch Schattenarbeit machen?“ Doch auch diese Fragen sind ja nur ein Ausdruck der Resistenz gegen das, was ist. Wenn ich mir immer nur die Frage stelle „Wann ist es denn zu Ende?“, dann spiele ich ja immer nur in meiner Begrenzung, in meiner Endlichkeit. Für Menschen, die sehr viel Heilung brauchen, weil ihnen sehr viel Traumatisches widerfahren ist, ist es natürlich wichtig, zunächst Entspannung und Erlösung von Symptomen zu erfahren. Doch irgendwann, ab einem gewissen Grad von Integriertheit, können wir an einen Platz in uns kommen, an dem das nicht mehr die erste Priorität haben muss.

Dann kann das Gehen als solches und die Liebe, die sich im Gehen mit allem, was ist, entfaltet, zu unserer höchsten Priorität werden. Und wenn wir aufhören, Unbequemes in uns selbst zu vermeiden, dann hören wir auch auf, das in anderen weghaben zu wollen. Dann entfaltet sich Liebe, weil wir selbst angefangen haben, in Liebe zu leben. Das Paradoxe nicht mehr auflösen zu müssen, alle Zustände in unserer Liebe beheimaten zu können, ist eine sehr hohe Funktion des Bewusstseins. In der Mystik sagen wir „We are walking forever“, also „Wir gehen für immer“. Ich gebe die Endlichkeit meines Weges hin an das, was unendlich ist. Therapeuten, die an einem Platz in sich selbst ruhen, an dem sie Gegensätze beheimaten und sich ganz in eine Erfahrung hineinstellen, können auch in einer viel umfassenderen Qualität mit den Menschen arbeiten, die zu ihnen kommen.
Schatten-Verneinung als kollektive Dynamik

Doch die Kultur der Schmerzvermeidung hat nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gesellschaftliche Dimension. Die Energie von Millionen Massenmorden über Jahrhunderte muss ja irgendwo hin. Ich glaube, dass Generationen um Generationen diese nicht erlösten Energien immer weitertragen, und es gibt inzwischen auch große Forschungsprojekte, die sich damit beschäftigen, wie Transgenerationstraumata über die Epigenetik von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden.

Dies tiefer zu erforschen, kann enorm viel zum Verständnis von Krankheitsdynamiken beitragen, die unsere Krankenhäuser füllen. Unser kulturelles Heilungspotenzial liegt im Verständnis für kollektive Trauma-Dynamiken. Wenn wir uns dazu Prozesse in Großgruppen genau anschauen, entdecken wir zum Beispiel einen ganz speziellen Ablauf: Immer dann, wenn wir an den Punkt der Schatten-Verneinung kommen, wird eine tiefe Schwere im Raum fühlbar. Ich gehe davon aus, dass diese Schwere ohnehin 24 Stunden am Tag in unserem Nervensystem stattfindet, nur ohne dass wir wissen, dass das passiert. Das heißt, dass viele von uns – wir sind ja hineingeboren in eine kollektive Dynamik, die wir als normal ansehen – mit einer schweren Decke herumlaufen. Und weil das immer so war, wissen wir gar nicht, wie es ohne diese schwere Decke ist.

Erst wenn irgendwann jemand zu uns sagt: „Okay, was ist denn, wenn man die Decke abnimmt?“, wenn also diese Beschwerung aus unserer kollektiven Verneinung wegfällt, sehen wir plötzlich, was denn da noch an Leben sein kann. Man muss sehr bewusst sein, um sich langsam aus den kulturellen Gewohnheiten und Verständigungen herauszuschälen, die uns prägen. Aber wenn wir das erforschen, tun sich vollkommen neue Welten auf. In der Mystik sehen wir, dass die Zukunft die Kraft hat, die Vergangenheit umzuschreiben. Unser Reisegepäck aus Schmerzen, Ängsten, Scham und anderen unintegrierten Energien der Vergangenheit, das jetzt noch Einfluss auf unser Leben hat, kann transformiert werden. Und wenn das Beste aus den Disziplinen Mystik, Psychotherapie und Wissenschaft zusammenkommt, ergibt sich daraus nicht nur eine enorme Chance für persönliche Weiterentwicklung, sondern auch für die Erlösung jahrhundertealter kollektiver Schatten.

https://www.sein.de/mystik-und-trauma-di...dimension/
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42