PAЯADOXA

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Weil ich grad ein Buch über den 30-jährigen Krieg lese: wie würde sich ein Erwachter verhalten, der vielleicht der 6. Bruder eines Herzogs und dementsprechend nur einen kleinen Erbanteil erhält, mit dem sich grade mal solala leben lässt, wenn Ideen von Expansion sich ihm aufdrängen. Trotz seiner tief empfundenen Glückseligkeit inmitten der Schönheit der Morgensonne, der Wiesen und Felder und auch des Regens und Donnergrollens:

ist er es nicht seinem Menschsein geschuldet, mit seinem zwar begrenzten, aber doch recht solidem Talent, sich an einer der sich abzeichnenden Fronten zu beteiligen, alles in die Schlacht zu werfen, um letztlich sein Gebiet zu erweitern, zu heiraten und eine gerechte Herrschaft zu etablieren?

Oder sollte er dem evolutionär-expansiven Drang widerstehen, über die Worte "mein Reich ist nicht von dieser Welt" umso intensiver meditieren je fragender und drängender die Blicke seiner Zeitgenossen auf ihn und seine Regungslosigkeit gerichtet sind? Wohl wissend, dass jeder nachgegebene Schritt Richtung Expansion ihn unter dem Vorwand gesunder, natürlicher Menschlichkeit aus dem Selbst drängt.

Oder ist das eine unsinnige und unnötige Frage, da ein moralisches Dilemma auf der Stufe eines Erwachten nicht mehr vorkommt, der Erwachte sich schon längst in die Hände Gottes begeben hat und einfach nur machen lässt, was auch immer mit ihm geschehen soll?
Zitat:Weil ich grad ein Buch über den 30-jährigen Krieg lese: wie würde sich ein Erwachter verhalten, der vielleicht der 6. Bruder eines Herzogs und dementsprechend nur einen kleinen Erbanteil erhält, mit dem sich grade mal solala leben lässt, wenn Ideen von Expansion sich ihm aufdrängen.

Können sich denn einem Erwachten Ideen aufdrängen?

Der Person-Körpereinheit können sich Ideen aufdrängen, aber was bedeutet das für einen Erwachten? Nichts. Für ihn ist es wie eine Geschichte, wie es für dich ein Film über jemanden ist, der vielleicht der 6. Bruder eines Herzogs ist und dementsprechend nur einen kleinen Erbanteil erhält, mit dem sich grade mal solala leben lässt, und dem sich Ideen von Expansion aufdrängen.
Die Person-Körpereinheit mag sich entscheiden, der Erwachte entscheidet sich dennoch nicht, weil er dies nicht ist. Er ist nur der Beobachter dessen, was ohne sein Zutun geschieht und bleibt unberührt.
Nun gut, man kann das Problem natürlich so lösen, dass man den Erwachten in einen beobachtenden Erwachten und eine Person-Körpereinheit splittet und alle entstehenden Problematiken der P.-K. zuordnet.
Man hat immer eine ultimative, unangreifbare Position, auf die man sich zurückziehen kann - völlig zurecht -, doch habe ich den Eindruck, dass man die Problematik der PK irgendwie klein redet und unterschlägt.

Wenn ich zB an Wilbers 3 Säulen denke: Waking up, growing up, cleaning up, dann wäre der Erwachte zwar etabliert, doch rumort es an der Säule des growing up noch mit ungeklärten Konzepten: Wie friedfertig oder kriegerisch soll man gegen andere sein zB? Inwiefern drängen mich zeitgenössische pazifistische Konzepte in eine zu passive Rolle, inwiefern haben sie aber vielleicht doch recht und mein Protest dagegen ist nur Ausdruck unbewussten evolutionären Machtgebahrens?

Ich sehe nicht, wie man diesen Punkt so einfach im Namen eines Erwachens ad acta legen kann...
Zitat:doch habe ich den Eindruck, dass man die Problematik der PK irgendwie klein redet und unterschlägt.

Ok, doch wer erlebt denn die PK als Problem und vor allem, warum?
Das ist die zentrale Frage, würde ich sagen. Wäre ich diese PK, dann wäre ich ein Jemand, der dauernd Probleme hat.

Doch ist mir jedenfalls inzwischen wirklich ganz klar, dass das, was man als Problem bezeichnet, nur Ausdruck des Irrtums ist, ich sei eine PK.

In Wirklichkeit gibt es nur ein einziges Problem - nicht zu wissen, wer ich bin.
Aus diesem einen Problem, ich nenne es gerne die Dissoziation von mir selbst, entsteht ein permanentes Suchen nach Frieden und Glück. Aber dort, wo es sich nicht finden lässt, nämlich in der Welt. Dort liegt das Problem aber nicht, und das ist auch der einzige Grund, warum es den spirituellen Rat gibt, die Welt loszulassen. Und nicht, weil sie schlecht ist. Die PK ist eine Ersatz-Realität. Eine Erfindung und Illusion, ein Traum, den ich träume, weil ich von mir dissoziiert bin.

Und wirklich - wenn diese unglückliche Identifikation mit dem Körper (der ohne mich gar nicht existierte) aufhört, gibt es ab diesem Augenblich keine Probleme mehr. Ich habe es selbst erlebt, für 2 Tage. Mir fiel wieder ein, wer ich bin. Nichts verschwand deswegen, auch nicht der Körper natürlich, ich war jedoch frei davon und das war einfach unglaublich.

Die Befreiung von diesem magischen Trick, der Körper zu sein, gelingt nur durch die Erinnerung, wer ich wirklich bin. Nichts muss geleugnet werden oder analysiert oder verändert. Zu begreifen, zu fühlen, zu sehen, dass ich das Sein bin, das all dies erst ermöglicht, befreit alleine.

Es mag dir so vorkommen, als sei das eine unzulässige Vereinfachung einer erdückenden Übermacht von Problemen. Mir kam das auch immer hanebüchen vor. Ein Patentrezept, wie schön, aber leider eine Illusion. Nein, die Lösung aller Probleme ist wirklich so verblüffend einfach. Denn das, was man ein Problem nennt, existiert ausschließlich im Geist desjenigen, der es hat.
Ich kenne sehr wohl den Zustand tiefen Friedens, aufgesogen zu sein in dem, was man eigentlich ist, in die Quelle, wie auch immer man das bezeichnet. Nur ist es nicht meine Erfahrung, dass das die Lösung aller Probleme wäre, wie Du sagst, wie es bei Dir ist.
Themen wie Zurückhaltung, Ausweichen vor dem Anderen, übertriebener Respekt, subtile Unterwerfung, "seine Meinung sagen"...etc. beschäftigen mich zB schon seit Jahren, ohne dass SELBSTerkenntnis sie ausgelöscht hätte.

Lese grade Ramana: finde die Unterscheidung von "kevala nirvikalpa samadi" und "Sahara nirvikalpa samadi" interessant: während bei ersterem der "mind" sich in einem latenten Schlafzustand befindet, sich aber regelmäßig meldet und bedrängt, ist er bei zweiterem bereits so zerstört, dass er gar nicht mehr aktivierbar ist (ähnlich wie wohl nach dem 2. Teil der "dunklen Nacht der Seele", der dunklen Nacht des Geistes, in dem die mind-Neigungen an der Wurzel ausgerissen werden).

Es scheint also recht üblich und normal zu sein, dass die bloße Bekanntschaft mit dem Selbst noch keine dauerhafte Problemfreiheit garantiert.
Zitat:Nur ist es nicht meine Erfahrung, dass das die Lösung aller Probleme wäre, wie Du sagst, wie es bei Dir ist.

Es war ja auch nur für 2 Tage so, aber da war es wirklich so. Heute stecke ich ebenso tief im Ego wie wohl die meisten.
Nur hat mir diese Erfahrung klar gemacht, was ein Problem eigentlich ist. Situationen sind nicht zwangsläufig ein Problem, nur weil einem das so vorkommt.

Fast jeder würde wohl sagen, es ist ein Problem, wenn man seinen Job verliert, die Beziehung davonläuft oder der Gerichtsvollzieher klingelt. Das sind aber nur deshalb Probleme, weil man diesen Situationen selbst die Bedeutung gibt, die sie zum Problem machen. Und man gibt den Situationen diese Bedeutung, weil man nicht bei sich ist. Bei sich sein macht es geradezu unmöglich, ein Problem zu haben, egal, wie die Situation ist. Es ist nur die Identifikation (nicht bei sich sondern anderswo zu sein), die Leid verursacht, aber nicht die Situation.

Das durfte ich erkennen. Was allerdings nicht dazu geführt hat, dass ich nun erlöst wäre. Es wurde "nur" klar, wo der Hund begraben liegt. Seitdem ringe ich darum, dorthin zurück zu finden.
"Seitdem ringe ich darum, dorthin zurück zu finden."

du willst das "NIRGENDWO" finden ?

das ist unauffindbar

solange wir FILME haben
und wir WOLLEN filme haben
werden wir auch mit einseitiger Harmonie leben müssen
die Disharmonie folgt dann immer auf den fuss

ich kann auch sehr gut sehen
dass probleme IMMER rein geistiger natur sind
und VIELE schlechte gefühle werden durch diese SELBSTgedachten probleme ausgelöst

das ändert aber nix daran
dass ich eingebettet bin in eine filmhandlung
die mein NICHT einverstandensein mit UNANGENEHMEN gefühlen "belohnt"
und ja
es gibt natürlich existenzielle probleme
mangel an lebensnotwendigen dingen (nahrung,kleidung,unterkunft u.ä.)
die nicht REIN ausgedachter natur sind
aber selbst hierbei
spielt das DENKEN darüber
im geist des betroffenen
die entscheidende Rolle
WIE mit dem problem umgegangen wird
Zitat:das ändert aber nix daran
dass ich eingebettet bin in eine filmhandlung

Jaja. Aber davon habe ich nicht gesprochen.
Du magst dich so fühlen, als seist "du" eingebettet in eine Filmhandlung.
Aber finde zum Subjekt deines Satzes, dem "ich", dem Held des Traums, zurück. Wer sitzt im Kinosaal deines Traums und hat veregessen, dass er zuschaut?
Ich habe mich daran erinnert und das hat alles auf völlig neue Füße gestellt. Und dann vergaß ich wieder und nun will ich mich wieder erinnern.

Du wirst nicht begreifen, wovon ich hier spreche, bist du es selbst herausfindest. Suche nach und erinnere dich an das Subjekt des Satzes oben.