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Normale Version: Ein Kurs in Wundern - Übungsbuch
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Sattyama

Zitat:
Mein Geist ist mit vergangenen Gedanken beschäftigt.


1. Dieser Gedanke ist natürlich der Grund dafür, weshalb du nur die Vergangenheit siehst. Niemand sieht wirklich irgendetwas. Er sieht nur seine nach außen projizierten Gedanken. Die Beschäftigung des Geistes mit der Vergangenheit ist die Ursache für die falsche Auffassung von der Zeit, an der dein Sehen krankt. Dein Geist kann die Gegenwart – die einzige Zeit, die es gibt – nicht erfassen. Er kann deshalb die Zeit nicht verstehen und kann tatsächlich gar nichts verstehen.

2. Der einzige gänzlich wahre Gedanke, den man in Bezug auf die Vergangenheit haben kann, ist, dass sie nicht da ist. Überhaupt über sie nachzudenken ist daher ein Nachdenken über Illusionen. Sehr wenige haben erfasst, was es eigentlich bedeutet, sich die Vergangenheit bildhaft vorzustellen oder die Zukunft vorwegzunehmen. Der Geist ist tatsächlich leer, wenn er das tut, weil er nicht wirklich über etwas nachdenkt.

3. Der Sinn und Zweck der heutigen Übungen ist, langsam deinen Geist zu schulen, damit er merkt, wann er gar nicht wirklich denkt. Solange dein Geist mit gedankenlosen Ideen beschäftigt ist, wird die Wahrheit blockiert. Erfassen, dass dein Geist bloß leer war, statt zu glauben, er sei von wirklichen Ideen erfüllt, ist der erste Schritt dazu, der Schau den Weg zu öffnen.

4. Die heutigen Übungen sollten mit geschlossenen Augen durchgeführt werden. Das deshalb, weil du tatsächlich nichts sehen kannst und es so leichter zu begreifen ist, dass du nichts siehst, wie lebhaft du dir einen Gedanken auch bildhaft vorstellen magst. Erforsche deinen Geist so unbeteiligt wie möglich etwa die übliche Minute lang und nimm die Gedanken, die du dort findest, lediglich zur Kenntnis. Benenne jeden nach der Hauptperson oder dem Hauptthema, die darin vorkommen, und geh dann zum nächsten über. Leite die Übungszeit ein, indem du sagst:

Ich scheine gerade über _______ nachzudenken.

5. Nenne dann jeden deiner Gedanken konkret, zum Beispiel:

Ich scheine gerade über [benenne eine Person], über [benenne einen Gegenstand], über [benenne ein Gefühl] nachzudenken

und so weiter, und beschließe die Erforschung deines Geistes mit den Worten:

Aber mein Geist ist mit vergangenen Gedanken beschäftigt.

6. Das kann vier- oder fünfmal am Tag durchgeführt werden, außer du stellst fest, dass du gereizt wirst. Wenn du es anstrengend findest, reichen drei- oder viermal aus. Vielleicht findest du es jedoch ganz hilfreich, deine Gereiztheit oder jegliches Gefühl, das der heutige Gedanke auslösen mag, in die Geisteserforschung selbst mit einzubeziehen.

Sattyama

Zitat:
Ich sehe nichts, wie es jetzt ist.


1. Dieser Leitgedanke ergibt sich offensichtlich aus den beiden vorangegangenen. Aber während du ihn möglicherweise intellektuell akzeptieren kannst, ist es unwahrscheinlich, dass er bereits eine Bedeutung für dich hat. Allerdings ist Verständnis an diesem Punkt nicht nötig. In der Tat ist die Einsicht, dass du nicht verstehst, eine Voraussetzung, um deine falschen Ideen aufzuheben. In diesen Übungen geht es um Praxis, nicht um Verstehen. Du brauchst nicht zu üben, was du bereits verstehst. Es wäre in der Tat ein Zirkelschluss, Verstehen anzustreben und davon auszugehen, dass du es schon besitzt.

2. Dem ungeschulten Geist fällt es schwer zu glauben, dass das, was er bildhaft vor sich zu sehen scheint, nicht da ist. Dieser Leitgedanke kann ziemlich beunruhigend sein und aktiven Widerstand in verschiedenster Form hervorrufen. Das schließt jedoch seine Anwendung nicht aus. Nicht mehr als das ist für diese oder jede der anderen Übungen erforderlich. Jeder kleine Schritt wird ein wenig von der Dunkelheit beseitigen, und schließlich wird Verständnis jeden Winkel des Geistes erhellen, der vom Schutt gesäubert wurde, der ihn dunkel macht.

3. Diese Übungen, für die drei oder vier Übungszeiten am Tag ausreichen, beinhalten, dass du dich umsiehst und den heutigen Gedanken auf alles anwendest, was du gerade siehst, wobei du dich an die Notwendigkeit erinnerst, ihn unterschiedslos anzuwenden, und auch an die wichtige Regel, nichts auszuschließen. Zum Beispiel:

Ich sehe diese Schreibmaschine nicht, wie sie jetzt ist.
Ich sehe dieses Telefon nicht, wie es jetzt ist.
Ich sehe diesen Arm nicht, wie er jetzt ist.

4. Fang mit den Dingen an, die dir am nächsten sind, und erweitere dann dein Blickfeld nach außen:

Ich sehe jenen Kleiderständer nicht, wie er jetzt ist.
Ich sehe jene Tür nicht, wie sie jetzt ist.
Ich sehe jenes Gesicht nicht, wie es jetzt ist.

5. Es sei nochmals betont, dass, wenn auch keine vollständige Erfassung aller Gegenstände angestrebt wird, jedes ausdrückliche Ausschließen zu vermeiden ist. Vergewissere dich, dass du bei dieser Unterscheidung ehrlich mit dir bist. Du magst versucht sein, sie zu verschleiern.

Sattyama

Zitat:
Meine Gedanken bedeuten nichts.


1. Dieser Leitgedanke gilt für alle Gedanken, deren du dir bewusst bist oder in den Übungszeiten bewusst wirst. Der Grund dafür, weshalb der Leitgedanke auf sie alle zutrifft, liegt darin, dass sie nicht deine wirklichen Gedanken sind. Wir haben diese Unterscheidung schon einmal getroffen und werden es auch wieder tun. Du hast bis jetzt noch keine Vergleichsbasis. Wenn du sie hast, wirst du nicht mehr daran zweifeln, dass das, was du einst für deine Gedanken hieltest, nichts bedeutete.

2. Das ist das zweite Mal, dass wir diese Art von Leitgedanken anwenden. Die Form ist nur ein wenig anders. Dieses Mal wird der Leitgedanke mit »meine Gedanken« statt mit »diese Gedanken« eingeleitet, und es wird keine direkte Verbindung zu den Dingen um dich hergestellt. Die Betonung liegt jetzt auf dem Mangel an Wirklichkeit dessen, wovon du denkst, dass du es denkst.

3. Dieser Aspekt des Berichtigungsprozesses begann mit der Idee, dass die Gedanken, deren du dir bewusst bist, bedeutungslos und außen anstatt innen sind; und dann wurde betont, dass sie vergangen und nicht gegenwärtig sind. Jetzt heben wir hervor, dass die Anwesenheit dieser »Gedanken« bedeutet, dass du nicht denkst. Das ist nur eine andere Art, unsere frühere Aussage zu wiederholen, dass dein Geist in Wirklichkeit leer ist. Das erfassen heißt das Nichts erfassen, wenn du denkst, du sähest es. Als solches ist es die Voraussetzung für die Schau.

4. Schließe die Augen für diese Übungen und beginne damit, dass du dir den heutigen Leitgedanken ganz langsam wiederholst. Füge dann hinzu:

Dieser Leitgedanke wird mir helfen, mich von allem zu befreien, was ich jetzt glaube.

Wie zuvor bestehen die Übungen darin, deinen Geist ohne Auswahl oder Urteil nach allen Gedanken zu erforschen, die dir zugänglich sind. Versuche, Einteilungen jeglicher Art zu vermeiden. Allerdings könntest du, wenn du das hilfreich findest, dir beispielsweise vorstellen, dass du eine sonderbar zusammengewürfelte Prozession an dir vorbeiziehen siehst, die für dich – wenn überhaupt – wenig persönliche Bedeutung hat. Und sage, während jeder Einzelne dir durch den Sinn geht:

Mein Gedanke über _______ bedeutet nichts.
Mein Gedanke über _______ bedeutet nichts.

5. Der heutige Leitgedanke kann offensichtlich bei jedem Gedanken helfen, der dich irgendwann plagt. Zusätzlich werden fünf Übungszeiten empfohlen, wobei jede nicht mehr als etwa eine Minute der Geisteserforschung umfassen sollte. Es wird nicht empfohlen, diese Zeitspanne auszudehnen, und sie sollte auf eine halbe Minute oder weniger verkürzt werden, wenn du Unbehagen dabei verspürst. Denk aber daran, den Leitgedanken langsam zu wiederholen, bevor du ihn im Einzelnen anwendest, und auch hinzuzufügen:

Dieser Leitgedanke wird mir helfen, mich von allem zu befreien, was ich jetzt glaube.

Sattyama

Zitat:
Meine bedeutungslosen Gedanken zeigen mir eine bedeutungslose Welt.


1. Das ist unser erster Gedanke, der sich auf eine der wichtigsten Phasen des Berichtigungsprozesses bezieht: die Umkehrung des Denkens der Welt. Es sieht so aus, als würde die Welt bestimmen, was du wahrnimmst. Der heutige Gedanke führt das Konzept ein, dass deine Gedanken die Welt bestimmen, die du siehst. Freue dich in der Tat, den Gedanken in seiner anfänglichen Form zu üben, denn in diesem Gedanken wird deine Befreiung gesichert. Der Schlüssel zur Vergebung liegt in ihm.

2. Die Übungszeiten für den heutigen Leitgedanken sind etwas anders zu gestalten als die vorangehenden. Beginne mit geschlossenen Augen und wiederhole den Gedanken langsam für dich. Öffne dann die Augen und schau umher: in die Nähe und in die Ferne, hinauf und hinab, überallhin. Während du ungefähr eine Minute mit der Anwendung des Gedankens so verbringst, wiederhole ihn einfach für dich und sieh zu, dass das ohne Hast und ohne ein Gefühl der Dringlichkeit oder Anstrengung geschieht.

3. Um den größtmöglichen Gewinn aus diesen Übungen zu ziehen, sollten deine Augen ziemlich rasch von einem Gegenstand zum nächsten gleiten, da sie nicht auf irgendetwas im Besonderen verweilen sollten. Die Worte hingegen sollten gemächlich, ja sogar geruhsam angewendet werden. Besonders die Einführung in diesen Gedanken sollte so beiläufig wie möglich geübt werden. Er enthält die Grundlage für den Frieden, die Entspannung und das Freisein von Sorge, die wir zu erlangen suchen. Schließe als Abschluss der Übung deine Augen und wiederhole den Gedanken noch einmal langsam für dich.

4. Drei Übungszeiten reichen vermutlich heute aus. Wenn sich allerdings kaum oder gar kein Unbehagen einstellt und du Lust hast, mehr zu tun, kannst du bis zu fünf durchführen. Mehr als das ist nicht empfehlenswert.

Sattyama

Zitat:
Ich rege mich auf, weil ich eine bedeutungslose Welt sehe.


1. Dieser Gedanke ist deswegen so wichtig, weil er eine Berichtigung einer der wichtigsten Wahrnehmungsverzerrungen enthält. Du denkst, dass das, was dich aufregt, eine beängstigende Welt oder eine traurige Welt oder eine gewalttätige Welt oder eine wahnsinnige Welt ist. All diese Eigenschaften werden ihr von dir verliehen. Die Welt an sich ist bedeutungslos.

2. Diese Übungen werden mit offenen Augen durchgeführt. Sieh dich um, diesmal ganz langsam. Versuche, dich in einen solchen Rhythmus zu bringen, dass dein Blick in ziemlich regelmäßigen Zeitabständen von einem Gegenstand zum nächsten gleitet. Achte darauf, dass die Zeit bis zum Weitergleiten weder deutlich länger noch kürzer wird, sondern versuche vielmehr, durchweg ein ausgewogenes, gleichmäßiges Tempo einzuhalten. Was du siehst, spielt keine Rolle. Das bringst du dir selber bei, wenn du allem, worauf dein Blick ruht, die gleiche Aufmerksamkeit und gleich viel Zeit widmest. Das ist ein erster Schritt beim Lernen, allen Dingen den gleichen Wert beizumessen.

3. Wenn du dich umsiehst, sage dir:

Ich denke, ich sehe eine beängstigende Welt, eine gefährliche Welt, eine feindselige Welt, eine traurige Welt, eine böse Welt, eine verrückte Welt

und so weiter, wobei du alle beschreibenden Begriffe verwendest, die dir einfallen. Wenn dir Begriffe einfallen, die eher positiv als negativ erscheinen, beziehe sie mit ein. Beispielsweise könntest du an eine »gute Welt« oder eine »befriedigende Welt« denken. Wenn dir solche Begriffe einfallen, verwende sie zusammen mit den anderen. Du verstehst möglicherweise jetzt noch nicht, warum diese »positiven« Adjektive in diese Übungen gehören; denk aber daran, dass eine »gute Welt« eine »schlechte«, und eine »befriedigende Welt« eine »unbefriedigende« voraussetzt. Jeder Begriff, der dir in den Sinn kommt, ist für die heutigen Übungen geeignet. Seine scheinbare Qualität spielt keine Rolle.

4. Vergewissere dich, dass du die Zeitabstände nicht veränderst, wenn du den heutigen Gedanken auf das anwendest, was du als angenehm, und das, was du als unangenehm erachtest. Zum Zweck dieser Übungen gibt es keinen Unterschied zwischen ihnen. Füge am Ende der Übungszeit hinzu:

Aber ich rege mich auf, weil ich eine bedeutungslose Welt sehe.

5. Was bedeutungslos ist, ist weder gut noch schlecht. Weshalb sollte dich also eine bedeutungslose Welt aufregen? Wenn du die Welt als bedeutungslos akzeptieren und zulassen könntest, dass die Wahrheit für dich auf sie geschrieben werde, würde es dich unbeschreiblich glücklich machen. Aber weil sie bedeutungslos ist, bist du genötigt, auf sie zu schreiben, was sie für dich sein soll. Das ist es, was du in ihr siehst. Das ist es, was in Wahrheit bedeutungslos ist. Unter deinen Worten steht Gottes Wort geschrieben. Die Wahrheit regt dich jetzt auf, aber wenn deine Worte ausgelöscht worden sind, wirst du die seinen sehen. Das ist das letztendliche Ziel dieser Übungen.

6. Drei oder vier Übungszeiten reichen aus, um den heutigen Gedanken zu üben. Die Übungen sollten überdies nicht länger als eine Minute dauern. Womöglich findest du selbst das zu lang. Beende die Übungen, sobald du ein Gefühl der Anstrengung empfindest.

Sattyama

Zitat:
Eine bedeutungslose Welt erzeugt Angst.


1. Der heutige Leitgedanke ist eigentlich der vorhergehende in einer anderen Form, außer dass er in Bezug auf das hervorgerufene Gefühl konkreter ist. Tatsächlich ist eine bedeutungslose Welt unmöglich. Nichts ohne Bedeutung existiert. Daraus folgt allerdings nicht, dass du nicht trotzdem etwas wahrzunehmen glaubst, was keine Bedeutung hat. Im Gegenteil, die Wahrscheinlichkeit wird besonders groß sein, dass du es wahrzunehmen glaubst.

2. Das Erkennen der Bedeutungslosigkeit ruft in allen Getrennten intensive Angst hervor. Es stellt eine Situation dar, in der sich Gott und das Ego gegenseitig im Hinblick darauf »herausfordern«, wessen Bedeutung in den leeren Raum geschrieben werden soll, den die Bedeutungslosigkeit zur Verfügung stellt. Das Ego stürmt wie wild geworden hinein, um dort seine eigenen Ideen zu begründen, voller Angst, die Leere werde womöglich sonst dazu benutzt, seine eigene Machtlosigkeit und Unwirklichkeit aufzuzeigen. Nur in dieser einen Hinsicht hat es recht.

3. Es ist deshalb grundlegend wichtig, dass du lernst, das Bedeutungslose zu erfassen und es ohne Angst zu akzeptieren. Bist du von Angst erfüllt, ist es sicher, dass du die Welt mit Eigenschaften ausstatten wirst, die sie nicht besitzt, und sie mit Bildern bevölkern wirst, die nicht existieren. Für das Ego sind Illusionen Sicherheitseinrichtungen, ebenso wie sie es für dich sein müssen, der du dich mit dem Ego gleichsetzt.

4. Die heutigen Übungen, die ungefähr drei- bis viermal jeweils nicht länger als höchstens etwa eine Minute lang durchgeführt werden sollten, sind in einer etwas anderen Art als die vorherigen zu üben. Wiederhole den heutigen Gedanken mit geschlossenen Augen für dich. Öffne dann die Augen und sieh dich langsam um, indem du sagst:

Ich betrachte eine bedeutungslose Welt.

Wiederhole diese Aussage für dich, während du dich umsiehst. Mach dann die Augen zu und schließe mit den Worten ab:

Eine bedeutungslose Welt erzeugt Angst, weil ich denke, ich sei in Konkurrenz mit Gott.

5. Es mag dir schwerfallen, Widerstand in der einen oder anderen Form gegen diese abschließende Aussage zu vermeiden. Welche Form ein solcher Widerstand auch immer annehmen mag, erinnere dich daran, dass du in Wirklichkeit nur wegen der »Rache« des »Feindes« vor einem solchen Gedanken Angst hast. Es wird nicht von dir erwartet, dass du die Aussage zu diesem Zeitpunkt glaubst; und vermutlich wirst du sie als grotesk abtun. Nimm jedoch sorgfältig alle Zeichen offener oder versteckter Angst zur Kenntnis, die sie möglicherweise hervorruft.

6. Dies ist unser erster Versuch, eine ausdrückliche Ursache-Wirkung-Beziehung einer Art darzulegen, die zu erfassen dir noch die Erfahrung fehlt. Verweile nicht bei der abschließenden Aussage, und versuche, nicht einmal daran zu denken, außer während der Übungszeiten. Das wird im Augenblick ausreichen.

Sattyama

Zitat:
Gott hat keine bedeutungslose Welt erschaffen.


1. Der heutige Leitgedanke ist natürlich der Grund dafür, dass eine bedeutungslose Welt unmöglich ist. Was Gott nicht erschaffen hat, existiert nicht. Und alles, was tatsächlich existiert, existiert so, wie er es erschaffen hat. Die Welt, die du siehst, hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Sie ist dein eigenes Machwerk, und sie existiert nicht.

2. Die heutigen Übungen sind durchweg mit geschlossenen Augen durchzuführen. Der Zeitraum der Geisteserforschung sollte kurz sein, höchstens eine Minute. Führe nicht mehr als drei Übungszeiten mit dem heutigen Gedanken durch, es sei denn, du fühlst dich wohl dabei. Wenn dem so ist, dann deshalb, weil du wirklich verstehst, wozu sie da sind.

3. Der heutige Leitgedanke ist ein weiterer Schritt, um die Gedanken loslassen zu lernen, die du auf die Welt geschrieben hast, und Gottes Wort an ihrer Stelle zu sehen. Die ersten Schritte in diesem Austausch, den man wahrlich Erlösung nennen kann, können recht schwierig und sogar ziemlich schmerzhaft sein. Einige davon werden dich geradewegs in die Angst führen. Aber du wirst nicht dort gelassen werden. Du wirst weit darüber hinausgehen. Wir gehen auf vollkommene Geborgenheit und vollkommenen Frieden zu.

4. Denke mit geschlossenen Augen an alle Gräuel in der Welt, die dir in den Sinn kommen. Benenne jeden einzelnen, so wie er dir einfällt, und leugne dann seine Wirklichkeit. Gott hat ihn nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich. Sage zum Beispiel:

Gott hat diesen Krieg nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich.
Gott hat diesen Flugzeugabsturz nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich.
Gott hat dieses Unglück [benenne es genau] nicht erschaffen, und somit ist es nicht wirklich.

5. Als Gegenstand für die Anwendung des heutigen Gedankens eignet sich auch alles, von dem du befürchtest, dass es dir oder irgendjemandem zustoßen könnte, um den du dich sorgst. Benenne das »Unglück« in jedem Fall ganz genau. Benutze keine allgemeinen Ausdrücke. Sage beispielsweise nicht: »Gott hat Krankheit nicht erschaffen«, sondern: »Gott hat den Krebs nicht erschaffen« oder Herzinfarkte oder was sonst Angst in dir hervorrufen mag.

6. Dies ist dein persönliches Gräuelrepertoire, das du da ansiehst. Diese Dinge sind Teil der Welt, die du siehst. Einige davon sind Illusionen, die du mit anderen teilst, andere wieder gehören zu deiner persönlichen Hölle. Es ist nicht von Belang. Was Gott nicht erschaffen hat, kann nur in deinem eigenen Geist getrennt von dem seinen sein. Deshalb hat es keine Bedeutung. In Anerkenntnis dieser Tatsache beschließe die Übungszeiten, indem du den heutigen Gedanken wiederholst:

Gott hat keine bedeutungslose Welt erschaffen.

7. Der heutige Gedanke kann selbstverständlich auch auf alles angewendet werden, was dich außerhalb der Übungszeiten tagsüber beunruhigt. Sei ganz konkret, wenn du den Gedanken anwendest. Sage:

Gott hat keine bedeutungslose Welt erschaffen. Er hat [benenne die Situation, die dich beunruhigt] nicht erschaffen, und deshalb ist sie nicht wirklich.
Zitat:Gott hat diesen Krieg nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich.
Gott hat diesen Flugzeugabsturz nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich.
Gott hat dieses Unglück [benenne es genau] nicht erschaffen, und somit ist es nicht wirklich.

Hallo Kerstin,

wie geht es dir mit derlei Aussagen?
Ich treffe kaum jemals auf Menschen, die sie nicht für völlig unglaubwürdig , um nicht zu sagen wahnsinnig halten würden.
Es gibt einfach zu viele, scheinbar einleuchtende Argumente, dagegen.

"Wie kann man so etwas behaupten? Dann kann ja jeder machen, was er will!"

"Wie sollte man denn etwas dagegen tun können, wenn man es nicht einmal für wirklich hält ?"

Es lassen sich jede Menge ähnlicher Argumente finden, aber sie beruhen eben allesamt auf der gedanklichen Voraussetzung, dass das, was wir sehen, eben keine Illusion sondern Wirklichkeit ist. Dass es kein Traum sondern Wachheit ist.

Der Kurs verlangt auch gar nicht, dies zu glauben, denn er sagt selbst in einem einzigen Satz (einer dieser überaus genialen Sätze):

Es ist unmöglich, nicht zu glauben, was du siehst, aber es ist ebenso
unmöglich, zu sehen, was du nicht glaubst.


Im zweiten Satzteil wird bereits angedeutet, welche Folgen es haben muss, wenn man eine Illusion für die Wirklichkeit hält - den Verlust der eigentlichen Wirklichkeit.

Mir geht es übrigens gar nicht anders mit dem Problem. Auch ich halte tagtäglich die Welt für Wirklichkeit und reagiere auf sie so, als sei sie Wirklichkeit. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass ich deren Unwirklichkeit für durchaus möglich halte, ich bin sogar überzeugt davon. Dennoch ist das eine Überzeugung, die der Spitze des Eisbergs entspricht, während sich darunter eine gewaltige Masse an gegenteiligen Überzeugungen und Interessen verbirgt.
Dennoch macht das offen für etwas ganz Anderes - es ist der Riss im Staudamm, durch den ein Rinnsal tröpfelt, welches den Riss erweitern wird.

Viele Grüße von

Thomas

Sattyama

(20.01.2018, 13:39)Thomas schrieb: [ -> ]
Zitat:Gott hat diesen Krieg nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich.
Gott hat diesen Flugzeugabsturz nicht erschaffen, und somit ist er nicht wirklich.
Gott hat dieses Unglück [benenne es genau] nicht erschaffen, und somit ist es nicht wirklich.

Hallo Kerstin,

wie geht es dir mit derlei Aussagen?

lieber Thomas,

das ist eine spannende Frage.
Es scheint mir, dass es der Traumfigur Kerstin mit diesen Aussagen dahingehend immer besser geht, weil sie sich als Traumfigur anerkannt hat.
Es ist mir nicht möglich zu erleben, dass das für real gehaltene Wesen - Mensch - mit der Bezeichnung Kerstin und der dort hineingedachten Persönlichkeit, den Aussagen des Kurses zustimmen kann.

Ich habe das jahrelang versucht und bin kläglich daran gescheitert.

Die Feststellung, dass man nicht zwei Herren dienen kann, zeigt sich in der Übungszeit mit dem Kurs ein-eindeutig.
Daher übt man ihn und (!) erfährt ihn gleichzeitig nur, wenn man dieser Grundaussage, dass das, was der Kurs als Realität bezeichnet nicht das ist, was üblicherweise als Realität bezeichnet wird, zustimmt.

Es gibt da kein Ausweichen an diesem Punkt.

Sehr schön zeigte sich das in den letzten Tagen.

Mein Enkel hat zum vierten Mal Scharlach, diesmal war es lebensbedrohlich, weil sich keiner vorstellen konnte, dass es schon wieder Scharlach ist. Man dachte es sei eine Virusgrippe und daher gab man kein Antibiotikum.
Als das Fieber bei 40,2 ankam, und unter der höchstmöglichen Dosierung des Medikamentes zur Fiebersenkung weiter stieg, da fuhren wir ins Krankenhaus. Die Aufnahmeschwester schaute mit einem Blick, dass meine Tochter gleich zu heulen anfing als sie die Sauerstoffsättigung im Blut des Kindes sah.
Alle rannten los, das Kind bestand darauf in meinem Arm zu bleiben, es wollte nicht zur Mutter.
Er schaute mir in die Augen und ich verstand.
Ich setzte mich mit ihm hin und ließ uns beide in die Stille fallen, dorthin wo es keine Körper gibt.
Der Frieden der uns beide einhüllte war unstörbar.
Die Ärztin kam mit einem Notmedikament, gab es dem Kind und ich hörte mich sagen, es ist Scharlach, machen sie bitte einen Test.
Keine Ahnung woher dieses Wissen kam.
Aber die Antibiotikumgabe war zu diesem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Erkrankung nicht sofort wirksam.

Die folgenden Nächte verbrachte ich wachend mit dem Kind, das äußerst lebhaft mit der Krankheit kämpfte. Zum ersten Mal habe ich nicht gebetet, bitte lieber Gott lass das Kind überleben.
Durch den fortschreitenden Prozess des Erwachens mit dem Kurs bin ich an einem Punkt, wo ich mich weigere die Welt der Formen als Realität anzuerkennen.
Ich bin fortwährend in der Wahrnehmung geblieben, dass die Realität des Kindes und eben auch meine – die Dieselbe ist – unberührt von allem bleibt, was innerhalb des Traumes geschieht.

Dies beinhaltet, um mal den Lieblingsvergleich eines Freundes zu benutzen, dass es keinen Unterschied macht, ob Wasser oder Salzsäure getrunken wird für das, was real ist.
Für die Traumfigur Kerstin ist es von größter Bedeutung das, was getrunken wird zu unterscheiden, aber das muss ich nicht mehr üben, das haben mir meine Eltern und meine Vernunft beigebracht.

Für Siddhartha Gautama war es von Bedeutung, dass man seinem Körper Gift gegeben hat, sodass der Körper nicht mehr länger in seiner Form bestehen konnte. Für das, was wir „DEN“ Buddha nennen ist es vollkommen unwirklich, was da geschah, denn für ihn geschah nicht das Geringste.
So sehe ich also die Aussagen der Übungslektionen bis hierhin glasklar und stimme ihnen frohgemut zu.

Damit möchte ich nicht sagen, dass ich glaube, bereits vollkommen sicher gegenüber den Angriffen meines Egos und dessen Überlebensdiskussionen sowie seinen Schöpfungen gegenüber immun zu sein.
Darum übe ich den Kurs weiter und sehe mich vom HG unterstützt und geführt.

Herzliche Grüße an dich Thomas und danke für die Fragestellung!

Sattyama

Ich habe noch eine Anmerkung, die sich auf das Erleben der Realität der Stille bezieht.
In den ersten Übungen des Buches wird ja daraufhin gearbeitet absolut alles, was gesehen wird als gleich anzusehen.
Dies ist m.E.n. wichtig beizubehalten.
Es geht ja nicht darum, schlechte und vermeintlich gute Gedanken zu trennen und sich für die als "gut" empfundenen Gedanken zu entscheiden.
In meinem derzeitigen Erleben ist alles, was im Traum wahrgenommen wird gleich unwirklich.
Ich erlebe mich also nicht als Stille, nur wenn eine unschöne Situation ausgeblendet oder ertragen werden soll, sondern eben auch, wenn etwas vermeintlich Schönes oder Gutes geschieht.
Ich erfreue mich also nicht am "schönen" Essen oder an einem "schönen" Film, im Gegenteil schalte ich den Fernseher aus und genieße dieses Strömen der Stille freudig unberührt von allem, was als weiterer Trauminhalt geschieht.
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