Lieber Thomas,
ich musste erst einmal suchen, bis ich deinen Post überhaupt wieder gefunden habe :)
(31.03.2016, 12:03)Thomas schrieb: [ -> ]Und ich weiß, dass ich nicht meine Persönlichkeit bin. Ich weiß es daher, dass ich sie beobachten kann und was man beobachten kann, kann man nicht selbst sein. Denn wer wäre dann der Beobachter?
Über den Punkt haben wir schon einmal gesprochen. Ich bin der Ansicht, dass das menschliche Hirn in der Lage ist, sich selbst zu beobachten und damit deine Theorie hinfällig ist. Wir müssen uns von uns selbst distanzieren und abstrahieren können, um Pläne zu schmieden, in Modellen zu denken, zu reflektieren etc. Das setzt die Fähigkeit, sich zu beobachten voraus, aber besagt nicht, dass wir nur eines von deidem sein können. Ich bin der Ansicht, wir können sowohl Beobachter als auch Beobachtetes sein.
(31.03.2016, 12:03)Thomas schrieb: [ -> ]Das würde ich aber nicht tun, weil es ja nicht per se in meiner erklärten Absicht liegt, jemandem unangenehme Gefühle zuzufügen.
Du vielleicht nicht. Aber denk mal an The Lolosophian, die mit ähnlicher Begründung wie du relativ wenig Interesse daran hat, welche Gefühle sie in wem-auch-immer erzeugt. Wenn man davon ausgeht, dass niemand seine Persönlichkeit ist und man selbst über keine verfügt, ist es eigentlich in letzter Konsequenz logisch, keine Rücksicht auf etwas zu nehmen, das gar nicht existiert oder von Belang ist. Denn es kann ja nichts verletzt werden.
Weshalb also möchtest du einem jemanden, den es für dich nicht gibt, keine unangenehmen Gefühle zufügen? Eigentlich ist es ja egal.
(31.03.2016, 12:03)Thomas schrieb: [ -> ]Als am schwierigsten stellen sich jene Überzeugungen heraus, die mit dem Körper zusammenhängen. "Ich bin ein Mann" z.B. Eine Überzeugung, die dem Penis eine mächtige Bedeutung verleiht.
Überraschenderweise ist aber auch diese Überzeugung nicht so schwer aufzugeben, wie es den Anschein hat.
Was habe ich davon solch fundamentale Vorstellungen über mich aufzugeben? Ich sehe darin keinen Vorteil.
(31.03.2016, 12:03)Thomas schrieb: [ -> ]Nun ja, das stimmt natürlich, besonders der erste Satz. Es sind tatsächlich Meinungen und Überzeugungen, die die Überzeugungskraft unserer Persönlichkeit ausmachen.
Aber wenn du nun überlegst, dass solche Überzeugungen z.B. durch die frühe Kindheit in dich hineinkamen und dass es möglich ist, diese in einer Therapie z.B. auch wieder in Frage zu stellen, so dass sie dann eben nicht mehr geglaubt werden und dann auch tatsächlich wirkungslos werden....
Na ja, wie stellst du fest, dass deine oben zitierten Überzeugungen nicht auch einfach nur ... Meinungen sind, die durch deine persönlichen Prozesse manifestiert wurden?
Und was ist mit den neuen Überzegungen, die beispielsweise innerhalb einer Therapie geschaffen werden? Statt "Ich bin wertlos" denkt der Patient nun "Ich bin wertvoll". Ist eine Aussage davon wahrer als die andere? Und wenn ja, woher weißt du welche die wahrere ist?
(31.03.2016, 12:03)Thomas schrieb: [ -> ]Vor allem ist es die Überzeugung "Ich bin die Persönlichkeit", die jedem Versuch, die Persönlichkeit als relativ anzusehen, einen Riegel vorschiebt. Wer würde sich selbst demontieren wollen?
Ja genau. Warum sollte das jemand wollen?
Fragen über Fragen :-)
Liebe Grüße